Das Leben des Weltmeeres

Bok av Ernst Hentschel
Die Anregung, dies Buch zu schreihen, trat an dem Abend an mich heran, an dem ich zum ersten Male versuchte, die biologischen Ergebnisse der "Meteor"-Expedition in groBen Umrissen einem wissenschaftlichen Kreise vorzutragen. Die Erinnerungen jahrelanger Seefahrt, auf der langsam eine groBe Gesamtanschauung vom Leben des Weltmeers in mir herangewachsen war, verbanden sich in dieser Stunde mit Erinnerungen weit zuriickliegender Jahre: Ich dachte an die Zeit, da ich einen der groBten deutschen Meister versUind- lidher Wissenschaft, Alexander von Humboldt, zum ersten Male las. Ich habe vielleicht nie wieder so stark wie damals reine Wissenschaft als in das Leben eingreifende Macht ernpfunden. Spater, inmitten der Oberfiille von Wissenschaft aller Art, ist mir dies Gefiihl oft verlorengegangen. Das Wesentliche, das wirklich Wissenswerte wird heute von so viel weniger Wichtigern, selbst Wertlosem iiberwuchert, dill- man leicht den Blick fiir die grofien Ziige des Ganzen verliert. Die Wissenschaft wachst in vielen ihrer Teile wie ein unbe- schnittener Baurn, an dem die fruchtbaren Zweige unter dem Wuchem der unfruchtbaren leiden. Ich habe mich daher viel urn die Frage bemiiht: Was ist wissenswert? Und warum ist etwas wissenswert? - Gewifi vieles deswegen, weil es Nutzen bringt. Aber den Wert der Wissenschaft an der praktischen Verwertharkeit ihrer Er- gebnisse messen oder gar die "angewandte" Wissenschaft hoher als die "reine", zweckunbewuBte bewerten, das hieBe, v Apfel und Trauben nach ihrem Nahrwert sehatzen wollen.