Schutzfermente des tierischen Organismus

Bok av Emil Abderhalden
1m Jahre 1906 habe ieh in meinem Lehrbuehe der physiologisehen Chemie den Versueh untemommen, die AbwehrmaBregeln des tierisehen Organismus gegen die dureh korperfremde Zellen erzeugten Produkte mit Stoffweehselvorgiingen der einzelnen Korperzellen in Zusammenhang zu bringen. leh stellte mir vor, daB die Korperzellen naeh dem Eindringen korper-, blut- und zellfremder Substanzen nieht mit GegenmaBregeln antworten, die den Organ- und Blutzellen vollstiindig neuartig sind. leh suehte vielmehr die ganze Frage der sog. Immunitiitsreaktionen in enge Beziehungen zu Prozessen zu bringen, die den Zellen vertraut und daher geliiufig sind. Von den dort gegebenen Gesiehts- punkten aus habe ieh das Problem der Verteidigung des tierisehen Organismus gegen das Eindringen korper-, blut- und zellfremden Materials experimentell in An- griff genommen und zuniiehst die;Frage gepriift, ob das Blutplasma normalerweise bestimmte Fermente enthiilt, und ob naeh Zufuhr von fremdartigem Ma- terial sieh in diesem soIche naehweisen lassen, die vor- her fehlten. Es ergab sieh, daB in der Tat naeh der - VIII - Zufuhr von korperfremden Stoffen Fermente im Blut- plasma erscheinen, die imstande sind, diese fremd- artigen Produkte abzubauen und dadurch ihres spezi- fischen Charakters zu berauben. Damit war in ein- wandfreier Weise wenigstens eine AbwehrmaBregel des tierischen Organismus gegen das Eindringen fremd- artiger Stoffe klargestellt. Ich habe sofort der Beziehungen dieser Befunde zur Immunitat und speziell auch zur Anaphylaxie gedacht und bin ferner experimentell der Frage naher getreten, ob der tierische Organismus fUr die von Mikroorga- nismen abgegebenen Stoffe Fermente spezifischer Natur mobil macht.