Liknande böcker
Dieter Roth & Arnulf Rainer - collaborations : Roth & Rainer, Misch- u. Trennkunst
Bok av Robert Fleck
Es ranken sich einige wilde Anekdoten um die 1974 begonnene Zusammenarbeit dieser beiden Ausnahmekünstler, bei der annähernd 500 Arbeiten entstanden sind, die zumeist zu einzelnen Werken Dieter Roths oder Arnulf Rainers in keinem direkten Zusammenhang stehen. Beide Künstler waren vielmehr darum bemüht, ihre individuellen Konzeptionen ungebremst aufeinander prallen zu lassen, um Werke slapstickartiger Performativität sowie einen durch Humor gespeisten Bildwitz aufzulegen. Oft hat sich dabei der kleinere und schmächtige Arnulf Rainer dem größeren und korpulenten Dieter Roth gegenüber als provokanter Einflüsterer genähert, und Roth hat dann mitunter durch gezielte Aggressionen auf die Bildideen und Eingebungen Rainers reagiert. Fotografien begleiteten diese Zusammenkünfte. Rainer hat die Fotos dann bearbeitet und an Roth weitergereicht, der das Werk abschloss. Darüber hinaus versammelt der vorliegende Band neben einigen »Fuzzle Pieces«, vor allem großformatige Zeichnungen und die schönsten Beispiele der als »Misch- u. Trennkunst« gelabelten zeichnerischen und grafischen Gemeinschaftsarbeiten, bei denen ab den 1980er Jahren in die Kooperation dann auch Björn Roth aufgenommen wurde.
Ausstellung:Hauser & Wirth, London, 14/3-3/5/2014
Deutsche Textversion:
Robert Fleck
Die Collage Kehrbild hat eine einfache Struktur. Die obere Hälfte des Bildes besteht aus einer Fotografie, in der drei Eingriffe erfolgten. Die untere Bildhälfte zeigt die Fragmente, die durch die Eingriffe im oberen Teil der Arbeit entstanden sind.
Ebenso einfach lässt sich die Entstehung dieser Arbeit rekonstruieren. Wenn Dieter Roth und Arnulf Rainer ab 1974 (mit Ansätzen bereits ab 1971) gemeinsam arbeiteten, trafen sie sich in Rainers Wiener Atelierwohnung oder in dessen deutschen Atelierräumen in der Nähe von Passau, die der Künstler damals aus zolltechnischen Gründen gemietet hatte und bis heute für seine Arbeit verwendet. In der oberen Hälfte der Collage ist Rainers Wiener Atelier in der Mariahilferstrasse zu erkennen. Dieter Roth hatte hier ab 1975 ein eigenes Zimmer. Wenn er sich auf seinen Reisen zwischen Stuttgart, Hamburg, Reykjavik und Wien bei Rainer anmeldete, bestellte dieser einen jener Fotografen ins Atelier, mit denen er seit 1970 sein selbstdarstellerisches Werk erarbeitete, das mit Fotografien hochexpressiver Ausdrücke und Grimassen begann und in deren grafischer Überarbeitung kumulierte.
Bereits in den ersten Monaten seiner Zusammenarbeit mit Dieter Roth entwickelte sich aber eine andere Art und Weise, vor dem Fotografen zu agieren. An die Stelle von Rainers angespannten Gesten in seinen Solo-Arbeiten, für die er dem Fotografen per Fußklingel das Zeichen zum Abdrücken des Auslösers gab, traten kontinuierliche, performanceartige Bewegungsabläufe, die slapstickartig ausfielen: Dieter Roth und Arnulf Rainer legten einander meist wechselseitig spontane Einfälle und Übertreibungen vor, auf die der jeweils andere zu antworten herausgefordert war. Die bizarren Haltungen und der eigenartige Zeitmodus, wie sie auf diesen Arbeiten von Rainer und Roth und damit auch auf der Fotografie in der oberen Bildhälfte des Kehrbilds zu sehen sind, übten mitunter einen wesentlichen Einfluss auf das zu diesem Zeitpunkt gerade entstehende Frühwerk von Franz West aus, der die beiden Künstlerpersönlichkeiten und ihre Zusammenarbeit in Wien intensiv beobachtete. Da Dieter Roth und Arnulf Rainer nach den ganztägigen Arbeitssitzungen in Rainers Atelier häufig gemeinsam in einem der Gasthäuser auftauchten, in denen sich Mitte der 1970er Jahre fast täglich die Wiener Kunstwelt traf, war diese Zusammenarbeit, obgleich sie erst spät und peripher ausgestellt werden sollte, von Anbeginn ein öffentliches Ereignis. Die Wiener Kunstwelt bestand damals fast lediglich aus Künstlern plus einer Handvoll Galeristen und Kunstkritikern, denn vierzig Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt gab es zu diesem