Harry Gmür -¿Bürger, Kommunist, Journalist : Biographie, Reportagen, politische Kommentare

Bok av Markus Bürgi Mario König
Harry Gmür: ein zerrissenes, heute weitgehend vergessenes Leben, wie es nur die politischen Wechselfälle und Katastrophen des 20. Jahrhunderts hervorbringen konnten. Dem Grossbürgersohn Gmür (1908-1979) war eine solche Karriere nicht in die Wiege gelegt worden. Ungewöhnlich war seine frühe Ehe mit einer Frau ostjüdischer Herkunft, Gena Esther. Ungewöhnlich auch sein politischer Weg nach links, der ihn während der 1930er Jahre zu den Gewerkschaften und zur Sozialdemokratie führte - und dann zu den Kommunisten. Das pressepolitisch gewagte Experiment der Wochenzeitung "ABC" von 1937/38, ein antifaschistisches Forum linker Schweizer Autoren und deutscher Emigranten, konnte sich nicht behaupten. Seither wurde Gmür kontinuierlich von der schweizerischen Bundespolizei überwacht. Nach 1945 zerschlug sich der Traum von einer neuen schweizerischen Linkspartei - trotz beachtlicher Anfangserfolge der Partei der Arbeit (PdA). Infolge des Kalten Kriegs geriet Gmür ins Abseits einer tiefen politischen und persönlichen Isolation. Die verdeckte, 1958 beginnende Tätigkeit für die Ostberliner "Weltbühne" kam einer Rettung gleich. Getarnt durch Pseudonyme, um die Familie vor weiterer Dis kri minie rung zu schützen, verfasste er als Schweizer Afrikakenner "Stefan Miller" Hun derte von Reportagen und Kommentaren für die "Weltbühne". Daraus entstanden fünf Bücher, die in Verlagen der DDR erschienen: drei über Afrika, je eines über Spanien und über Griechenland. In der DDR, wo er nie gelebt hat, war "Miller" hoch ge schätzt. In der Schweiz war er nur der Polizei bekannt. Insbesondere seine Texte aus dem in die Unabhängigkeit aufbrechenden Afrika sind spannende und engagierte Dokumente. Das Buch enthält einen Biographieteil von Markus Bürgi und Mario König sowie ausgewählte politische Kommentare und Reportagen von Harry Gmür/Stefan Miller, die es wert sind, der Vergessenheit entrissen zu werden.