Lehr- und Wanderjahre eines Mathematikers : Aus dem Franzosischen von Theresia Ubelhor

Bok av Andre Weil
Mein Leben, oder zumindest das, was diesen Namen verdient -ein auer- gewohnlich gluckliches Leben mit einigen Schicksalsschlagen -erstreckte sich auf die Zeit zwischen dem 6. Mai 1906, dem Tag meiner Geburt, und dem 24. Mai 1986, dem Todestag meiner Frau und Gefahrtin Eveline. Wenn auf diesen Seiten, die ihr gewidmet sind, von meiner Frau recht wenig die Rede sein wird, heit das nicht, da sie in meinem Leben und in meinen Gedanken einen geringen Platz eingenommen hatte. Sie war im Gegenteil, beinahe vom Tag unserer ersten Begegnung an, so eng damit verwoben, da von mir oder von ihr zu sprechen ein und dasselbe ist. Ihre Anwesenheit beziehungsweise ihre Abwesenheit bestimmte die Textur meines ganzen Lebens. Was konnte ich anderes dazu sagen, als da unsere Ehe eine von jenen war, die La Rochefoucauld Lugen strafen? Fulsere vere candidi mihi soles . . . . Ebenso wird meine Schwester kaum erwahnt werden. Es ist schon lange her, da ich meine Erinnerungen an sie Simone Petrement mitgeteilt habe, die sie in ihre gute Biographie La vie de Simone Weil einflieen lie, wo man viele Einzelheiten uber unsere gemeinsame Kindheit erfahren kann, und es ware unnotig, dies hier zu wiederholen. Als Kinder waren wir unzertrennlich, aber ich war der groe Bruder und sie die kleine Schwester. Spater waren wir selten zusammen, und meist sprachen wir in scherzhaftem Ton miteinander, denn sie hatte ein frohliches und humorvolles Naturell, wie alle, die sie kannten, bestatigt haben.