Die farbigen Dammerungserscheinungen
Bok av Bullrich
Die Natur, die Welt, die uns umgibt, ist unermelich reich an Farben. Der Mensch hat seine farbige Welt selbst seit Jahrtausenden darzustel- len versucht. Das geschah in prahistorischen Felsmalereien, wahrend der klassischen Malereiepochen, in farbiger Plastik, in den gluhenden Farben der Glasfenster romanischer und gotischer Kathedralen, in der Dichtkunst, im Feuerwerk, in der Forschung. Von den zarten Farben eines Giotto, Turner, Segantini bis zu den harteren Farbtupfern der Modernen entstanden von Menschenhand tausendfach Bilder und Fotos, die auch das Leuchten der Atmosphare wiedergeben. Dabei wird beim Vergleich alterer Darstellungen mancher Landschaf- ten, beispielsweise aus dem Mittelalter, mit den Landern, die wir heute sehen, zuweilen recht deutlich, da unsere zivilisierte Welt etwas an Farben verloren hat. Sie ist grauer geworden. Der Grund hierflir ist der ubermaig zahlreich gewordene Mensch mit seinem Wunsch, auf seine Weise zu leben oder sich muhsam am Leben zu erhalten. Dennoch: Schmetterlinge, Blumen und nicht zuletzt der Himmel bieten immer wieder neuartige Variationen prachtiger Farbenspiele, physika- lisch erklarbar. Uberreich an Farben ist der Aufgang der Sonne und ihr Untergang. Jeder Abend ist anders, jeder Morgen voller Uberraschun- gen. Wir staunen uber den Ablauf der Abenddammerung. Unglaublich erscheint der Farbwechsel mit seinen vielniltigen Nuancen, bis endlich die Farben des Himmels dem Nachthimmel mit seinen Sternen wei- chen. Unvergleichlich, ursprunglich ist der Farbeindruck, den das menschliche Auge, dieses Wunderorgan an Wahrnehmungs-und Beob- achtungskunst uns unmittelbar vermittelt.