Das Ideal des schonen Lebens und die Wirklichkeit der Weimarer Republik

Bok av Roman Köster
Der in den Zwanziger Jahren erregt gefhrte Krisendiskurs erklrte die Gegenwartsprobleme der Weimarer Republik zum Hhepunkt einer Krise der Moderne insgesamt. Aus dieser Perspektive heraus erschien es sinnlos, die Verhltnisse zu reformieren, ein radikaler Neuentwurf war ntig, um die Strukturdefekte der Moderne zu berwinden. Diese Lage bildet den historischen Hintergrund, vor dem sich die im vorliegenden Band versammelten Beitrge mit den Vorstellungen von Staat und Gemeinschaft im George-Kreis beschftigen. Den Anhngern des Dichters ging es darum, einer prekren Gegenwart das Ideal des 'schnen Lebens' gegenberzustellen: als Heilmittel gegen Ordnungsverlust, gesellschaftliche Konflikte und innere Zerrissenheit. Die im George-Kreis entwickelten Gemeinschaftsvorstellungen zielten darauf ab, ausgewhlten Mitgliedern die Mglichkeit zu geben, ihr ganzheitliches Menschsein zu entwickeln und ihre sthetischen und intellektuellen Potentiale unter der Fhrung eines Meisters, Stefan Georges, zu entfalten. Die Frage, ob darber hinaus durch das Modell einer solchen Gemeinschaft die Gesellschaft als Ganze verndert und ein "e;Neues Reich"e; geschaffen werden knnte, entstand bei einzelnen Mitgliedern des Kreises schon vor dem Ersten Weltkrieg, blieb jedoch heftig umstritten. Die Beitrge des Bandes analysieren auch, auf welche Weise sich die Vorstellungen von Staat und Gemeinschaft im Denken, in der literarischen und wissenschaftlichen Produktion sowie den Lebensentwrfen der Kreismitglieder manifestierten. Im Rahmen des George-Kreises wurde das Idealbild einer guten Ordnung nicht im Bereich des Utopischen belassen, sondern in der Lebens- und Forschungspraxis der Kreismitglieder zu verwirklichen versucht.