Der Moenchsbischof von Tours im 'Martinellus' : Zur Form des hagiographischen Dossiers und seines spatantiken Leitbilds

Bok av Meinolf Vielberg
Im spatantiken Gallien entstanden zwischen dem vierten und achten Jahrhundert annahernd funfzig hagiographische Dossiers. Der nach dem Moenchsbischof von Tours benannte 'Martinellus' war das groesste und wirkungsmachtigste Dossier. Das in der Vita des Sulpicius Severus vorgestellte Leitbild wirkte uber Aquitanien, Gallien und das Merowingerreich hinaus auf die gesamte europaische Kultur. Die Beobachtung, dass die Vita einer bestimmten Persoenlichkeit immer wieder umgeschrieben wurde, hat zu der UEberlegung gefuhrt, dass es einen Zusammenhang von "Biographie und Epochenstil" gebe. In der vorliegenden Untersuchung wird gezeigt, dass derselbe Martinsstoff nicht nur immer neuer Gestaltung bedurfte, um fur die jeweilige Epoche seine ganze Kraft entfalten zu koennen, sondern worauf jenseits dieses Wandels die ubergreifende Einheit des Leitbilds beruht.