Hofische Kompromisse : Acht Kapitel zur hofischen Epik

Bok av Jan-Dirk Muller
Untersuchungsgegenstand des vom Historischen Kolleg (Munchen) geforderten Unternehmens ist das Verhaltnis von Kulturmustern' und Erzahlmustern'. Die Untersuchung setzt an rekurrenten Erzahlkernen' an, d.h. an der Kombination von offensichtlich als problematisch oder faszinierend erfahrenen Themen mit wiederkehrenden Erzahlverlaufen. Sie nimmt dabei Anregungen der neueren Narratologie auf, fragt insbesondere bei den Plots hofischer, (in geringerem Mae) auch heroischer Epik nach abgewiesenen Alternativen, narrativer Kompromissbildung, Prozessierung antagonistischer Strukturen, Hybridisierung von Erzahlschemata u.a. Grundthese ist, dass dergleichen narrative Verfahren sich an Problemkonstellationen abarbeiten, die in einer historischen Kultur aporetisch sind, und dass sie fur eine historische Gesellschaft Losungen' von diskursiv nicht vermittelbaren Problemen vorschlagen. Die volkssprachige Literatur des hochmittelalterlichen Adels in Deutschland erweist sich damit als Medium einer Bearbeitung des gesellschaftlichen Imaginaren. Ausgewahlt wurden Problemkonstellationen, die mit einer Geschichte des Ich' zusammenhangen: Erzahlungen um Genealogie und art, um Familie und religiose Gemeinschaft, um Namen, um Identitatskrisen, um das hochmittelalterliche Offentlichkeitsprinzip, um die Darstellung von Innerlichkeit, um Minne und um Passion.