Herz, Arzt und Literatur : Zwei Aufsätze

Bok av Marcel Reich-Ranicki
Mit Molières Diktum :Die Medizin ist unter den menschlichen Torheiten eine der ärgerlichen9 beginnt unser Büchlein. In ihm finden sich nicht wenige Provokationen. Provoziert aber ein wortgewaltiger und in seinem Fach ausgewiesener Mann wie Marcel ReichRanicki, tut der Leser gut daran, und nicht zu seinem Mißvergnügen, sich auf die Sache einzulassen und den verschlungenen Pfaden und überraschenden Haken des Verfassers zu folgen. Der Fährten, die er auslegt, sind viele: Namen, Zitate und Informationen reihen sich zu einer kleinen Literaturgeschichte aneinander, was den besonderen Reiz dieser Aufsätze ausmacht. Zwei Themenkreise stehen komplementär zueinander, die Medizin und die Literatur, und mit der Feststellung: "So darf man denn sagen, daß sie Geschwister sind die Medizin und die Literatur", gipfelt der gedankliche Bogen des Autors gar in Versöhnung. Doch wird sie spätestens dann von der Realität eingeholt, wenn ReichRanicki einsehen muß: Schlimm ist es erst dann, wenn man von ihm (dem Herzen) nicht mehr in Bildern und Metaphern spricht, wenn es nur noch auf seine mechanischen Bewegungen ankommt, auf seinen bloßen Rhythmus.