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Kulturen des Kompromisses
Bok av Martin Greiffenhagen
Das Thema ist alt, die Sache ist uralt. Seitdem uber Bedingungen menschlicher Gesellschaft nachgedacht wird, traktieren Philosophen und Theologen die Frage, ob und wieweit der Kompromi als nachgiebige Vereinbarung erlaubt oder geboten ist. Die politische Philosophie hat den Kompromi stets im Auge gehabt, auf allen Feldern politischen Handelns und unter Bedingungen aller Regime. Seine Nahe zur liberalen Demokratie, zu einer toleranten Padagogik und zu einer offenen Gesell- schaft ist erst einhundert bis zweihundert Jahre alt, je nach den Perspek- tiven, die man ins Auge fat. Im Zuge der politischen Kultur-, Einstel- lungs- und Werteforschung befat sich auch die Sozialpsychologie mit dem Thema Kompromi. Und was die Sache selbst angeht: Der Kompromi gehort zu den alte- sten sozialen Erfindungen des Menschen. Er grundet in einer hinter das erste Auftreten des Menschen zuruckreichenden biologischen Grund- struktur von Gegenseitigkeit, verandert aber sein Erscheinungsbild in wechselnden politischen Kulturen und historischen Epochen. Es ist so- mit unmoglich, ein Buch uber ,den' Kompromi zu schreiben, wenn- schon es viele Bucher unter diesem Titel gibt. Schaut man naher hin, zeigt sich bei jedem Autor die Zeit- und Kulturabhangigkeit seiner Aspekte und Perspektiven. Das Buch beginnt mit einer Darstellung der Gegenposition zum Kompromi: der Denk- und Handlungsmaxime des Entweder-Oder.