Politische Kommunikation : Theoretische Ansatze und Ergebnisse empirischer Forschung zur Rolle der Massenmedien in der Politik

Bok av Winfried Schulz
Ein Ausgangspunkt vieler Analysen politischer Kommunikation sind Beobachtungen uber den Wandel der Massenmedien und ihres Ver- haltnisses zur Politik. Dieses wird von jeher als spannungsreich gese- hen und in letzter Zeit immer haufiger problematisiert. Viele Autoren bearbeiten ihren Gegenstand mit einer ausgesprochen kritischen At- titude oder kommen nicht selten zu einer pessimistischen Bewertung der Ergebnisse ihrer empirischen Untersuchungen. Der Wandel ist u.a. dadurch charakterisiert, da die Medien ganz enorm expandieren, viele gesellschaftliche Bereiche durchdringen, insbesondere politische Prozesse, und immer mehr Zeit und Auf- merksamkeit des Publikums absorbieren. Dieser Proze hat sich seit Beginn der achtziger Jahre beschleunigt und scheint - angetrieben durch den technischen Wandel, durch die Kommerzialisierung und Globalisierung der Mediensysteme -eine kaum mehr zu steuernde Eigendynamik anzunehmen. Seit dem Aufkommen und der raschen Verbreitung der elektronischen Medien -speziell des Fernsehens -hat Massenkommunikation uberdies eine neue Qualitat erhalten. Das Fernsehen bietet seinen Zuschauern scheinbar Augenzeugenschaft, und zwar live und -dank Satellitenubertragungstechnik -weltweit. Daraus entstand einerseits die Vision vom "e;globalen Dorf"e; (McLuhan/Powers 1989), einer elektronischen Weltoffentlichkeit als modeme Variante der griechischen Polis, und eines absolut aktuell und authentisch uber das gesamte politische Geschehen unterrichte- ten Publikums. Tatsachlich ist politische Information in den Medien heute so allgegenwartig wie nie zuvor, ist tagtaglich eine Fulle viel- faltiger Angebote an politischen Nachrichten, Hintergrundberichten, Analysen und Kommentaren in Zeitungen und Zeitschriften, Radio und Fernsehen, Videotext, Internet und Online-Diensten verfugbar.