Die Agrikulturchemie Und Ihre Bedeutung F r Die Volksern hrung : Ein R ckblick Und Ausblick

Bok av Otto Lemmermann
Vor 100 Jahren, im Jahre 1840, veroffentlichte Justus Liebig sein spater so weltberlihmt gewordenes Buch "Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie"l). Das Buch erregte gleich nach seinem Erscheinen ein ganz gewaltiges Aufsehen, denn es enthielt u. a. Ansichten und Lehren liber die Ernahrung und Dlingung der Pflanzen, die zum Teil in schroffem Gegensatz zu den damals herrschenden Anschauungen standen und eine Kampfansage an sie bedeuteten. Das Interesse an dem Buche war so groB, daB bis zum Jahre 1846 jahrlich eine neue Auflage erscheinen mu13te. Aber wenn auch die Beachtung, die man den Lehren Liebigs von Anfang an entgegenbrachte, sehr groB war, so wurden sie doch keineswegs sofort angenommen. In manchen Kreisen fanden sie zwar lebhafte Zustimmung, aber ebenso groB war auch die Kritik und Ablehnung. So schrieb z. B. der bekannte Professor der Land wirtschaft von Hlubeck in seinem preisgekronten Buch "fiber die Ernahrung der Pflanzen" (1841): "Wollten wir dieses die Unwissen heit in der Landwirtschaft in allen seinen Teilen beurkundende und Hypothesen liber Hypothesen schmiedende Werk weiter verfolgen, so mii13ten wir die Grenzen der gegenwii. rtigen Abhandlung liber schreiten, und wir erlauben uns nur, unsere Amts- und Erwerbs genossen vor dem falschen Propheten zu warnen. " Auch der berlihmte Chemiker Berzelius (1779-1848) kritisierte die Ansichten Lie bigs sehr scharf und verglich sie mit einem Aufbau aus farbenspielenden Seifenblasen, die rasch und nutzlos zerplatzen mii13ten 2). So wenig erkannte man also zunii.