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Säkularisationsprozesse im Alten Reich und in Italien: Voraussetzungen, Vergleiche, Folgen : Le secolarizzazioni nel Sacro Romano Impero e negli antichi Stati italiani: premesse, confronti, conseguenz
Bok av Claudio Donati
Anlass für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Säkularisierungs- und Mediatisierungsvorgängen bot die 200jährige Wiederkehr der Jahre 1802/1803, wo in den meisten kleineren bis mittleren weltlichen wie geistlichen Staaten des Alten Reiches einschneidende Zäsuren einsetzten, an deren Ende in vielen Fällen das Aufhören der eigenen Staatlichkeit stand. Damit fand zugleich eine Sonderentwicklung im Alten Reich ihren Abschluss, so dass Bischöfe und Äbte/Äbtissinnen neben ihrer geistlichen auch eine weltliche Herrschaft beanspruchen konnten. Für die Kirche bedeuteten die Säkularisierungsvorgänge eine durch die Reduktion der Aufgaben bedingte geistlich-geistige Erneuerung, für den Staat die Beseitigung alter landständischer Sonderherrschaftsträger.Dieses in groben Zügen skizzierte Bild der Säkularisation ist überwiegend in den Regionen nördlich der Alpen entwickelt worden. Von daher erschien es mehr als reizvoll, die oberdeutsche Entwicklung mit jenen in Österreich, in der Lombardei, in Venezien bzw. in der Toskana in Kontrast zu setzen. Die Bistümer nördlich wie südlich der Alpen unterschieden sich in ihrer Finanz- und Wirtschaftskraft, aber auch in der jeweiligen persönlichen Zusammensetzung der Domkapitel. In den italienischen Regionen wurde das Papsttum überdies stärker als weltlicher Herrschaftsfaktor wahrgenommen, der auch erheblich größeren Einfluss auf die Auswahl der Bischöfe nahm. Ein weiterer signifikanter Unterschied lag in der Sozialstruktur der Inhaber der Kirchenämter und -pfründen. Im Norden dominierte die Adelskirche. Daher war die Hoffnung groß, dass mit dem teilweisen Ausgreifen der habsburgischen Herrschaft auf Süddeutschland im Zuge einer restaurativen Phase Adelsstifte wieder errichtet werden würden. Schließlich waren Säkularisierungsvorgänge im nördlichen Italien zeitlich gesehen früher, eine Phasenverschiebung der Ereignisse ist evident.Die Beiträge des vorliegenden Bandes wollen Grenzen öffnen, den Blick für scheinbar gleiche, bei näherem Hinsehen jedoch grundsätzlich verschiedene Vorgänge in zwei Großregionen Mitteleuropas schärfen, um somit Impulse von außen für die - besonders in Deutschland - heftige Diskussion über die Bewertung der Ereignisse 1802/03 zu geben.