Rabelais zwischen Mundlichkeit und Schriftlichkeit : Gargantua: Literatur ALS Lebensfuhrung

Bok av Bettina Rommel
Unter dem Eindruck der Entwicklung neuer Kommunikationstechnologien schärft sich der Blick für das komplexe Verhältnis von Medientechnik und kultureller Innovation: Im Kontext seiner medialen und pragmatischen Entstehungssituation betrachtet, gewinnt François Rabelais' (1494-1553) ab 1532 publiziertes Romanwerk zugleich die historische Differenzqualität zurück, die es als Referenz moderner Literaturtheorien mehr und mehr verloren hat. Auch methodisch erschließt die Studie ein neues Gebiet. Sie gewinnt, indem sie die Kategorien der kulturwissenschaftlichen Mündlichkeits- und Schriftlichkeitsforschung einsetzt, ein dynamisches Modell, das paradigmatisch am »Gargantua« eine differenzierte Beschreibung von Rabelais' Stellung im zeitgenössischen Buchmarkt, seiner literarischen Strategie im Hinblick auf die Laienschriftkultur und deren Praktiken des Lesens und Schreibens ermöglicht. Nicht zuletzt wird mit dieser Studie ein zentrales Problem der Rabelais-Forschung gelöst: Sie weist erstmals den hohen Stellenwert der ars memorativa in der literarischen Konzeption dieses Autors nach und liefert damit einen Schlüssel für den scheinbar unerklärlichen Bau der Abtei von Theleme.