Theorien Der Internationalen Beziehungen : Bestandsaufnahme Und Forschungsperspektiven : Tagung : Papers

Bok av Volker (EDT) Rittberger
I. Die wissenschaftliche Erforschung der internationalen Politik, der Konflikte iiber die Allokation von Werten und ihres Austrags zwischen Staaten und Gesellschaften, von Krieg und Frieden steckt mitten in einem theoretischen Umbruch. Die auf diesen Gegenstand spezialisierte Disziplin "Internationale Beziehungen", eine Teildisziplin der Politikwissenschaft, war bisher von der US-amerikanischen Forschung in der Tradition des "Realismus" und seiner verschiedenen Spielarten in starkem MaBe be- einfluBt. Freilich war in der deutschsprachigen Wissenschaft von den internationalen Beziehungen die Hegemonie des Realismus nie so stark ausgepragt, daB nicht auch alternative Untersuchungsansatze zu Worte gekommen waren. Ein gutes Beispiel hier- fUr findet sich schon in dem ersten von der Sektion Internationale Politik der Deutschen Vereinigung fUr Politische Wissenschaft veroffentlichten Sammelband mit dem be- zeichnenden Titel "Die anachronistische Souveranitat" (Czempiel 1969). Wahrend die an den Kategorien der Macht und des Nationalinteresses, des Sicher- heitsdilemmas und der Selbsthilfe in einer anarchischen Staatenwelt orientierte For- schung iiber internationale Politik lange Zeit das Feld beherrschte und auch heute noch mitpragt, haben sich in der jiingeren Vergangenheit zunehmend andere Sicht- wei sen Geltung verschafft. Dies gilt vor allem fUr die Analysen der internationalen Interdependenz, der transnationalen Politik sowie der verschiedenen Auspragungen von "international governance", die teils als Erganzung, teils als Ersetzung von dem Realismus verpflichteten Untersuchungsansatzen in allen Politikfeldern, allerdings mit unterschiedlicher Intensitat, Anwendung fanden. In jiingster Vergangenheit riickte zudem in das Zentrum des Forschungsinteresses eine problem- bzw.