Einstellungen Der B rger Zum Wohlfahrtsstaat Der Bundesrepublik Deutschland

Bok av Edeltraud Roller
Die Errichtung und Existenz eines Wohlfahrtsstaats gilt als eine Bedingung fr die Stabilitt eines politischen Systems (z. B. Wilensky 1975: 119, King 1983: 22). Diese weit verbreitete Annahme geht sicherlich zu einem nicht unwesentlichen Teil auf die Entstehungsbedingungen des Wohlfahrtsstaats zurck. Die Einfhrung der Sozialgesetzgebung in Deutschland durch Bismarck am Ende des 19. Jahrhun derts, die als Beginn des modemen Wohlfahrtsstaats angesehen wird, erfolgte mit dem Ziel der Stabilisierung der Herrschaftsordnung (Alber 1982: 133, King 1983: 13-14), und dieses Ziel wurde zumindest mittelfristig erreicht. Der Annahme der Relevanz des Wohlfahrtsstaats fr die Stabilitt eines politisChen Systems liegt die Vorstellung zugrunde, da der Wohlfahrtsstaat eine besondere legitimatorische Bedeutung besitzt und sich vermittelt ber die Legitimitt des politischen Systems auf dessen Stabilitt auswirkt. Wenn aber die Legitimitt vor allem eine Determi nante der Stabilitt demokratischer politischer Systeme ist, weil die Demokratie in besonderem Mae von der freiwilligen Zustimmung ihrer Brger abhngig ist (Unz 1978: 16-23, Kaase 1986: 101), dann ist davon auszugehen, da der Wohl fahrtsstaat vor allem eine Voraussetzung fr die Stabilitt demokratischer politi scher Systeme ist, wie das von verschiedenen Autoren formuliert worden ist (Offe 1987: 508, Kaase 1989: 210). Seit Mitte der 70er Jahre ist verstrkt und dauerhaft in Politik, Wissenschaft und Medien von einer Krise des Wohlfahrtsstaats die Rede. Anla fr diese Diskussion war das sinkende Wirtschaftswachstum, das die finanziellen Ressourcen des Wohl fahrtsstaats reduziert und gleichzeitig, vor allem aufgrund steigender Ar beitslosigkeit, seinen Finanzbedarf erhht hat.