Die Dynamik von Privatheit und Offentlichkeit in modernen Gesellschaften

Bok av Martina Ritter
Als Alltagssoziologin mit Interesse in der politischen Soziologie brauche ich Kategorien, die den Alltag mit Demokratisierungsprozessen verbinden konnen. Demokratie, politische Entscheidungsprozesse, Partizipation sind zwar Themen der politischen Wissenschaften, aber diese Begriffe beschreiben auch die alltag- liche Erfahrung von Menschen: Die Verknupfung dieser alltaglichen Erfahrung mit der Gestaltung des Politischen erschlieen mir die beiden Kategorien Of- fentlichkeit und Privatheit. Ich bin mir sicher uber die auerordentliche Bedeu- tung des Privaten fur die Entfaltung der Subjekte. Ebenso wei ich, dass die Lebendigkeit von Demokratien von der Gestaltung des Offentlichen abhangt. Diese beiden Gewissheiten sind die Grundpramissen dieser wissenschaftlichen Ause inandersetzung und meiner intellektuellen Identitat. Ebenso bin ich uber- zeugt, dass die Gesellschaften, die wir kennen, Identitat durch die Kategorie Gender hindurch strukturieren. Wie auch immer gebrochen, flieend und wider- spruchlich Identitat auch sein mag, noch sagen wir "e;ich"e; und meinen eine be- stimmte Person fur uns und fur andere damit zu bezeichnen. Die Betrachtung von Identitat erhalt durch die analytischen Kategorien Pri- vatheit, Offentlichkeit und Gender einen Rahmen, der die Verknupfung von individuellen und kollektiven Prozessen sichtbar macht. Dieser Verknupfung - und darin finden sich Alltag und Demokratie wieder - bin ich in der vorliegen- den Arbeit auf der Spur. Letztlich geht es mir um eine Begrundung fur demo- kratische Beziehungen im Privaten. Diese Studie ist nun das Ergebnis eines langjahrigen Prozesses der Auseinandersetzung. Wesentliche Teile davon habe ich als Habilitationsschrift der Justus-Liebig-Universitat Gieen vorgelegt.