Von heissen Traenen und grossen Gefuehlen : Funktionen des Melodramas im "gereinigten" Theater des 18. Jahrhunderts

Bok av Volker Corsten
Das Melodrama: ein ebenso kurzlebiges wie einzigartiges theatralisches Phanomen des 18. Jahrhunderts. Wie keine andere Gattung vermochte das Melodrama in seiner Hochzeit (1775-1782) sowohl das vornehmlich an Unterhaltung und Zerstreuung interessierte Publikum als auch die zeitgenoessischen, im Geist der Hochaufklarung rezipierenden und argumentierenden Theaterkritiker zu begeistern. Die ungewoehnliche allgemeine Euphorie fur diese "Zwittergattung" aus Prosa und Musik wird jedoch erst durch die Rekonstruktion der wirkungsasthetischen und theaterpraktischen Qualitaten verstandlich. Und gerade die Analyse des zeitgenoessischen Diskurses in den Theaterperiodika zeigt dabei, welch hoechst unterschiedliche Funktionen das Melodrama fur Theoretiker, Theatermacher und das breite Publikum erfullte; divergierende Funktionen, deren ungewoehnlich grosse "Schnittmenge" kurzzeitig grosse Erwartungen an eine kleine Innovation weckten.