Exotismus Und Kommerz : Baeder- Und Vergnuegungswesen Im Paris Des Spaeten 18. Jahrhunderts

Bok av Wolfgang Cilleen
In Paris oeffneten in der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Badehauser und Vergnugungsstatten ihre Pforten fur ein uberwiegend burgerliches Publikum. Die neuen Institutionen schrieben sich vor allem die Verbesserung der Gesundheitsfursorge und des Freizeitangebotes auf die Fahnen. Das Bad wandelte sich vom Ort strapazioeser medizinischer Behandlungen zur Statte vergnuglicher Pflege von Koerper und Seele. Die Ballhauser, Vergnugungsgarten und Boulevardtheater ihrerseits boten nicht nur vielfaltige Unterhaltung, sie foerderten auch die gesellschaftliche Annaherung der Stande. Die Besucher hofften zudem, in den oeffentlichen Vergnugungslokalen und Badern zumindest fur kurze Zeit der verstarkten Disziplinierung von Arbeitswelt und gesellschaftlichen Umgangsformen sowie der zunehmenden Verstadterung entfliehen zu koennen. Einfallsreiche Unternehmer entdeckten schnell das kommerzielle Potential der neuen Vergnugungsbranche. Mit grossem Geschick vermarkteten sie die Sehnsucht des Publikums nach gesellschaftlichen Refugien und inszenierten arkadische Traumwelten. Architektur und Ausstattung der Etablissements entfuhrten in paradiesische Garten, in das exotische China oder in den marchenhaften Orient; sie stimulierten erotische Phantasien und beschworen den Zauber der Liebesinsel Kythera.