-In Gott Ist Alle Wollust- : Zur Mystik Friedrich Spees

Bok av Anja Meinke
Die barocke Grundspannung von geistlich und profan nutzt der Jesuit Spee in seiner Gedichtsammlung -Trutz-Nachtigal- (1634) zur Ansiedlung seiner mystiktypischen Haresien. Ziel der dreigliedrigen Untersuchung - Braut-, Natur- und Passionsmystik - ist es, die Profanitat als sehr bedeutsam fur Spees Mystikauffassung auszuweisen. Die zeitgenossische Praxis der Hexenverbrennungen motiviert Spee, in seinen brautmystischen Vorstellungen fur die Akzeptanz von weiblichem Lustverlangen einzutreten, statt obrigkeitskonform die Frau dem Scheiterhaufen zu ubereignen. Mit ihrem androgynen Geliebten Jesus feiert die Frau die mystische "unio." Parallel zur Aufwertung von Korperlichkeit statuiert die Naturmystik Gott als den Naturdingen inharent, die Schopfungsvorstellung entspricht der Idee der "creatio continua" und dem Gedanken der "natura naturans." Die Emanzipation von Fraulichkeit ist indirekt wieder Thema der Passionsmystik, die uber Jesus als Protagonisten verfugt. Perspektivisch spiegelbildlich durchleidet ihr Held Stationen seiner Kreuzigung, die von der mystischen Partnerin symptomatisch mitgetragen werden. Am Beginn der fruhen Neuzeit lost sich Spee von der tradierten Verteufelung der Frau, bricht mit Klerus und Obrigkeit und weist der Fruhaufklarung den Weg fur ein partnerschaftliches Geschlechterverhaltnis."