Die Himmel sind leer : Der "Dom Juan" von Moliere im Kontext fruehneuzeitlicher Religions- und Herrschaftskritik

Bok av Joachim Wink
Die Vieldeutigkeit des Dom Juan ist in postmodernen Zeiten oft betont worden, doch ist sie Folge eines Tabus. Das Tabu lautet, dass Moliere den in seiner Komoedie uber funfzig Mal evozierten Ciel auf keinen Fall in spoettisches Licht setzen wollte. So wird der orthodox-christliche Himmel, den die Zuschauer des 17. Jahrhunderts vor Augen hatten, entweder ausgeblendet oder mit modernen deistischen Vorstellungen gefullt: ein Verfahren, bei dem die Blasphemie, derer Moliere von seinen Zeitgenossen beschuldigt wurde, auf der Strecke bleibt. Der Autor zeigt, Szene fur Szene, wie durch historische Ruckfuhlung, die den religioesen Realitaten im Zeitalter der Gegenreformation Rechnung tragt, die heiligen Kuhe der Pluralitat und Paradoxie ploetzlich vom Fleisch fallen und wieder der sozial kampferische Moliere der alteren Forschung zum Vorschein kommt.