Freizeit als Spannungsfeld der industriellen Arbeit am Beispiel der Geschichte der Arbeiterklasse in Sudafrika

Bok av Barbara Piechota-Lutum
Hauptseminararbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Afrikawissenschaften, einseitig bedruckt, Note: 2,3, Universität Hamburg (Historisches Institut), Veranstaltung: Historisches Hauptseminar: "Arbeit in Afrika", 13 Eintragungen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Im afrikanischen Kontext wird von der Freizeit im Zusammenhang mit dem Kolonialismus und dem Kapitalismus gesprochen. Zwar gab es auch in den vorkolonialen agrarischen Gesellschaften Afrikas ein Bewusstsein für Freizeit, eine schärfere Trennung von Arbeit und Freizeit erfolgte jedoch erst zusammen mit der Verbreitung der kapitalistischen Produktionsweisen durch die Europäer. So wie in den Bereichen des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens in Afrika die kapitalistischen Konzepte der Europäer mit Verwendung unterschiedlicher Strategien (gewaltsam oder mit Hilfe der ökonomischen und politischen Instrumente) umgesetzt wurden, wurde auch die Freizeit der Afrikaner ein Feld der europäischen Einflussphäre und oft eine Bühne der Konkurrenz, Konflikte, und Spannungen aber auch gegenseitiger Beeinflussung. Afrikaner versuchten eigene kulturelle Praktiken als Ort der Bewahrung ihrer Identität zu schützen und auszubreiten. Europäer brachten Konzepte, mit denen sie im Interesse der ökonomischen und politischen Profite die Freizeit der Afrikaner gestalten und kontrollieren wollten. Durch die organisierte Freizeit sollten bestimmte Konstitutionen und Eigenschaften ausgebildet werden, die für das moralische und ökonomische System der Weißen von Vorteil waren, wie etwa Mut, Pünktlichkeit, Disziplin, Ausdauer, bewusstes Umgehen mit der Zeit oder Kollektivität. Zum Teil sind diese Bemühungen gelungen. Afrikaner haben manche Freizeitmodelle übernommen, färbten sie jedoch mit eigenen kulturellen Mustern ein. Zum großen Teil haben sie jedoch um die Bewahrung ihrer Freizeit als Ort und Schutz der eigenen Identität gekämpft und eigene Freizeitkonzepte entwickelt.Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich allgemein theoretisch mit dem Begriff der Freizeit und mit der Geschichte der Freizeitkultur der südafrikanischen Arbeiterklasse unter den industriellen und kolonialen Bedingungen der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.