Klinische Bindungsforschung an Einer Sondererziehungsschule. Videogestutzte Evaluation Eines Bindungstheoretisch Orientierten Lehrertrainings

Bok av Andreas Fida-Taumer
Doktorarbeit / Dissertation aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Psychologie - Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie, Note: sehr gut, Universität Wien (Psychologie), Veranstaltung: Rigorosum, 229 Eintragungen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Anmerkungen: In einem Bindungsforschungsprojekt wurden an einer Sonderschule für verhaltensauffällige Schüler die psychosozialen Belastungsfaktoren der Schüler und die Bindungsrepräsentationen von Schülern und Lehrern mit dem Separation-Anxiety-Test und dem Adult-Attachment-Projective erhoben. Ein bindungstheoretisch orientiertes Lehrertrainingsprogramm, das aus Informationsblöcken, Fallbesprechungen und videounterstützten Feinfühligkeitstrainings besteht, wurde mit Einzelfallstudien (MBD) evaluiert. , Abstract: Auf dem Hintergrund der klinischen Bindungstheorie und -forschung wurden die Lehrer und Schüler einer Sondererziehungsschule für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche in Wien untersucht. In einer Querschnittstudie wurden die Bindungsrepräsentationen von 37 Schülern und 15 Lehrern mit dem Separation-Anxiety-Test in der Version von Jakobsen und Ziegenhain und dem Adult-Attachment-Projective nach George und West erhoben, die Ausprägungen der Verhaltensauffälligkeiten der Schüler mit der Teacher's Report Form erfasst und das Ausmaß der Prävalenz von Vernachlässigungs-, Missbrauchs-, Misshandlungs- und Trennungserfahrungen der Kinder und Jugendlichen in einem halbstandardisierten Interview mit den Lehrern erfragt. Die Ergebnisse zeigen, dass der überwiegende Teil dieser Schüler (70%) als hochunsicher desorganisiert und nur 5% der Schüler als sicher gebunden eingestuft wurden. Die Prävalenzerhebung ergab, dass 85% der Schüler belastende Verlust- und Trennungserfahrungen erlitten und im Vergleich zu deutschen Erziehungshilfeschulen zwar weniger traumatische Erfahrungen gemacht haben, aber dennoch als psychosozial belastende Umstände einzustufen sind. In einer dreimonatigen Längsschnittstudie wurde ein bindungstheoretisch orientiertes Lehrertrainingsprogramm nach Julius evaluiert, welches für die pädagogische Arbeit mit verhaltensauffälligen Schülern entwickelt wurde und die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern in den Vordergrund stellt. Dieses Lehrertraining bestand aus theoretischen Informationsblöcken, Fallbesprechungen von Schülern und videounterstützten Feinfühligkeitstrainings. Die Einflüsse des Trainingsprogramms auf das Verhalten der Lehrer und Schüler wurden durch ein einzelfallanalytisches Multiple-Baseline-Design mit vier hochunsicher desorganisiert gebundenen Schülern überprüft. Mit Beginn des Lehrertrainings änderten sich die Ausprägungen bei den beobachteten Schülern in relevanten pädagogischen Bereichen wie im Störverhalten oder im Nähe und Hilfesuch-Verhalten. Bei den Lehrern konnte eine deutliche und stetige Abnahme von unfeinfühligem, abwertendem Lehrerverhalten im Laufe des Lehrertrainings festgestellt werden (www.fida-taumer.at).