Objektiv-Hermeneutische Textinterpretation Einer Interviewsequenz Zum Thema Wg-Leben

Bok av Anne Burkhardt
Forschungsarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Pädagogik - Päd. Soziologie, einseitig bedruckt, Note: keine, Universität Potsdam (Humanwissenschaftliche Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Bearbeitung des vorliegenden Interviews erfolgt im Zusammenhang des Themas Familie.Die Familie ist als ein in sich sehr stabiles soziales Gebilde zu betrachten. Seine Mitglieder definieren sich nicht (vornehmlich) über gleiche Interessen und Sympathie als zusammengehörig, wie in anderen, externen Beziehungen, sondern über ihre Verwandtschaft miteinander. Dadurch sind sie aneinander gebunden ihr Leben lang. Die Familie wirkt für einen Mensch stark identitätsstiftend, und sie ist die Folie, auf der er andere Menschen und Beziehungen zu ihnen betrachtet.Zugleich ist die Familie aber auch ein sehr dynamisches System, dass auf die Ablösung der Kinder vom Elternhaus hinausläuft. Diese Ablösung, wodurch sich die gemeinsame Lebenspraxis der (Kern-) Familie auflöst, ist dabei nicht lediglich ein Nebeneffekt, sondern konstitutiv und notwendig für das Prinzip "Familie". Mit der Ablösung von der Herkunftsfamilie beginnt eine zweite Phase, nämlich die, in der das Individuum selbst eine Familie gründet. Dort ist seine ehemalige Rolle nunmehr vertauscht gegen die des Elternteils. Ohne die Auflösung der Herkunftsfamilie wäre das Gründen einer neuen Familie nicht möglich. So kann man sich über Generationen hinweg einen Prozess des ewigen Gründens und Auflösens vorstellen, durch den einzig und allein der Fortbestand der Menschheit gesichert ist.Wenn auch das Grundprinzip das ewig gleiche ist, so gibt es doch in der Praxis etliche Formen und Riten, wie der Übergang von der einen in die andere Familie vollzogen wird. Unter kultur-anthropologischem Aspekt am besten nachzulesen in den Untersuchungen von Claude Lévi-Strauss . Ebenso verändern sich aber auch innerhalb einer Gesellschaft die Formen des Wechsels, dazu empfehlenswert die Befragungen verschiedener Paare im heutigen Frankreich von Jean-Claude Kaufmann . In einer recht kleinen, möglichst abgeschlossen Gesellschaft wie den Stammeskulturen werden solche Riten eher stabil bleiben, in einem differenzierten, komplexen Gesellschaftssystem wie der westlichen Kultur sind sie jedoch Änderungen unterworfen durch die fortschreitende Entwicklung und durch immer neue Einflüsse, denen gegenüber sie sich als durchlässige Kultur nicht verschließen kann.Dadurch verändern sich die traditionellen Riten, sie werden abgelöst oder es kommen einfach neue Möglichkeiten hinzu. In der Regel wird das Arsenal von verfügbaren Praxen auf diese Weise komplexer. Das heißt, es stehen einem mehr Möglichkeiten zur Verfügung.