Authentische Kriegsreflexionen? Eine Analyse von Otto Dix' Werk : Der Krieg

Bok av Cordula Gries
Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Kunst / Kunstwiss. / Kunstgeschichte, Note: 1,0, Philipps-Universität Marburg (Kunstgeschichtliches Institut), Sprache: Deutsch, Anmerkungen: Kommentar des Gutachters: Sehr kluge Analyse des Gegenstandes, die den Stand der Forschung um einige Fragestellungen erweitert. Hervorragende Bildbeschreibungen. , Abstract: Heute beschreiben Historiker ihn als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" (Burgdorff u. Wiegrefe). Er sprengte alle bisher gültigen Kategorien und wurde zum Paradigma der Gewalterfahrung. Neueste Waffentechniken forderten die maximale Zerstörung. Der zermürbende Stellungs- und Grabenkrieg, der vor allem die Westfront bestimmte, verwüstete ganze Landstriche und forderte insgesamt über 3 Millionen tote Soldaten auf allen Seiten. Hinzu kamen Millionen Kriegsversehrte mit zum Teil schwersten Verstümmelungen, die aufgrund fortschrittlicher medizinischer Versorgung überlebt hatten.(Burgdorff u. Wiegrefe) Erstmals band dieser Erste Weltkrieg alle im 19. Jahrhundert entstandenen Großmächte ein und erstmals geriet auch Zivilbevölkerung in größerem Maßstab zwischen die Fronten und wurde zum Opfer militärischer Operationen. Aus heutiger Perspektive, die uns auf zwei katastrophale Weltkriege zurückblicken lässt, ist es kaum vorstellbar, dass dieser erste weltumspannende Krieg von vielen Menschen in Europa herbeigesehnt und 1914 mit Euphorie begrüßt wurde. Nicht nur im Deutschen Kaiserreich gab es innerhalb der intellektuellen Eliten eine breite Strömung, die sich durch den Krieg eine kulturelle Erneuerung versprach und auf den Durchbruch einer neuen, besseren Weltordnung hoffte.(Mommsen) [...] Die Arbeit widmet sich den 50 Radierungen des Krieg-Zyklus von Otto Dix, die der Künstler unter dem Eindruck seiner Erlebnisse als Soldat im Ersten Weltkrieg schuf. Sie stellt zunächst die ideologisch geführte Debatte dar, die sich seit der Veröffentlichung 1924 um die Radierungen rankt und schildert ausführlich den gegenwärtigen Stand der Forschung. Die folgende Analyse des Gegenstandes konzentriert sich auf die Beschreibung der Strategien, die der Künstler entwickelt, um Authentizität des Dargestellten zu suggerieren und dessen Wahrheitsgehalt zu unterstreichen. Dabei spielt der Vergleich mit zeitgenössischer Reportagefotografie sowie zeitgenössischer Kriegsliteratur eine bedeutende Rolle. Letztlich wird der Frage nachgegangen, inwiefern die 50 Radierungen eine Reflexion der kriegsbedingten Traumatisierung des Künstlers sind.