Migrationsbedingte Zweisprachigkeit : Eine empirische Untersuchung zum Zweitspracherwerb von polnischen Einwanderern in Deutschland

Bok av Joanna Englisch
Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1.0, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, 88 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Beherrschung der deutschen Sprache hat eine besondere Bedeutung, sowohl für die Teilnahme am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Leben, als auch für das Ausüben von sozialen Rollen im Aufnahmeland. Das Streben nach diesen Zielen ist nicht durch einen einzigen Faktor determiniert, sondern immer durch ein kompliziertes Zusammenspiel von zahlreichen Variablen, die sich gegenseitig beeinflussen. Zu diesen Variablen gehören einerseits die sprachlichen und individuellen Voraussetzungen des Lerners1, die zum Zeitpunkt des Zweitspracherwerbs zur Verfügung stehen bzw. im Laufe des Erwerbsprozesses entwickelt werden, anderseits externe Faktoren wie das kulturelle Umfeld und die erfahrenen sprachlichen Kontakte. Des Weiteren kann der Zweitspracherwerb nicht isoliert von gesellschaftspolitischen Faktoren betrachtet werden. Dieses Faktorenbündel soll mir Aufschluss über den Zweitspracherwerb von polnischen Einwanderern in Deutschland geben. Der Gegenstand der folgenden Untersuchung ist aber nicht als abgeschlossen zu verstehen, sondern als dynamischer Prozess, der sowohl die vorangegangene Phase der sprachlichen Entwicklung der Einwanderer ebenso miteinbezieht wie auch ihre heutigen Bemühungen um die Erweiterung der Kompetenzen im Deutschen. Das erreichte L2-Niveau der Untersuchungspersonen braucht ferner einen Indikator, der Angaben über die erworbenen zweitsprachlichen Kompetenzen zum Zeitpunkt der Untersuchung ermöglicht. Die linguistische Betrachtungsweise, mittels der das sprachliche Niveau der Polen mit dem von Muttersprachlern verglichen wird, schließe ich aus der Arbeit aus. Dafür werden Kriterien, wie die subjektive Einschätzung der Sprachkompetenzen im Deutschen herangezogen, verglichen mit denen im Polnischen, und objektive Bewertungskriterien aus den Institutionen, in denen die Zielsprache gelernt wurde. Weiterhin können die zweitsprachlichen Kompetenzen der Untersuchungspersonen nicht getrennt betrachtet werden, von den Verwendungsbereichen, in denen die Zielsprache gesprochen wird, weil daraus Schlüsse auf die Entwicklung bestimmter Sprachfähigkeiten in L2 zu ziehen sind. Dieser Themenbereich knüpft wiederum an die Bereiche an, in denen die Muttersprache angewendet wird. Dazu gehören auch die Bemühungen der Untersuchungspersonen um den Erhalt der Muttersprache, die eine Voraussetzung für erfolgreichen Zweitspracherwerb der nächsten Migrantengeneration ist. Für die Untersuchung wurden Personen ausgewählt, die seit vielen Jahren in Deutschland ansässig sind und zur Gruppe der Aussiedler gehören. Um einen allgemeinen Überblick über die Gruppe der Einwanderer zu gewinnen, soll kurz die Geschichte der Migrationsbewegung von Polen nach Deutschland dargestellt werden, einschließlich der Motive, die sie zur Auswanderung bewogen haben. Das Ziel der Untersuchung ist es Hypothesen, über Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Zweitspracherwerbsprozess der Interviewpartner und über die zugrunde liegenden Ursachen aufzustellen. Nicht beabsichtigt ist dabei, aufgrund der individuellen und situativen Rahmenbedingungen des Zweitspracherwerbs, ein typisches Lernverhalten für Polen zu charakterisieren. Die Auswahl der Interviewpartner traf aus persönlichen Gründen, die sich auf meine eigene polnische Herkunft beziehen. Neben der gemeinsamen Herkunft verbindet die Personen die staatlich geförderte Eingliederungshilfe, die ihnen zum Zeitpunkt des Zweitspracherwerbs gewährt wurde. Dazu gehören die Aufenthaltsgenehmigung, die Arbeit, das Wohnen, die Ausbildung und die Sprachkurse, die als eine gute Ausgangsbasis für ihren Zweitspracherwerb angesehen werden