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Eine Uns glich Scheu liche Sprache - Die Sprachverfallsdebatte Und Ihre Journalistische Aufarbeitung Im Nachrichtenmagazin Der Spiegel
Bok av Torsten Blut
Magisterarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Journalismus, Publizistik, Note: 1,0, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaften), 110 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Topos vom Verfall der Sprache ist spätestens seit dem 19. Jahrhundert Element der deutschen Sprachkritik. Mit dem Aufkommen der historisch vergleichenden Methodik in der Sprachwissenschaft wurde die Entwicklung der Sprache seit dem Mittelhochdeutschen zunehmend als Sprachverfall betrachtet1. Schopenhauer vertrat beispielsweise die Ansicht, dass die Sprache "stufenweise immer schlechter" werde. Sprachgebrauch, der als falsch eingestuft wird, schlechter Stil oder die Einführung von fremden Wörtern und Wendungen aus anderen Sprachen werden seitdem regelmäßig als Belege für den Verfallder Sprache angeführt. Diese Skepsis gegenüber dem Wandel von Sprache setzt sich bis zum heutigen Tage fort und dominiert insbesondere die öffentliche Sprachkritik in den Massenmedien. Überschriften wie ",Eine unsäglich scheußliche Sprache'", die eine SPIEGEL- Titelstory benennt, zeugen von einer hauptsächlich von Pessimismus geprägten Sicht von Sprachwandel. Kritik an Sprache und Sprachgebrauch wird zumeist vor dem Hintergrund der Annahme eines stetig fortschreitenden Verfalls der Sprache geübt. In der Linguistik hingegen wird, wie schon bei Saussure, der das Prinzip der Transformation derSprache in der Zeit formuliert hat4, von einem stetigen Sprachwandel entsprechend der sich ändernden sprachlichen Bedürfnisse angesichts einer sich verändernden Umwelt ausgegangen.Die vorliegende Arbeit untersucht mittels einer Analyse der seit 1964 bis 2007 im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL und bei SPIEGEL Online erschienenen Beiträge zur Sprachverfallsthematik, mit welchen Argumenten die These vom Sprachverfall belegt wird, um die Begründungen und Implikationen daraufhin linguistischen Grundannahmen und Erkenntnissen zum Wandel von Sprache gegenüberzustellen. Die untersuchten Artikel stellen dabei einen Ausschnitt des öffentlichen Diskurses über die Entwicklung der Sprache dar. Sowohl die als Wochenzeitschrift erscheinende Printausgabe als auch die Onlineversion des SPIEGEL sind aufgrund ihrer großen Reichweite, die im folgenden Kapitel anhand von Zahlen belegt wird, als führend in ihrem jeweiligen Bereich und somit als besonders einflussreiche Medien des öffentlichen Diskurses anzusehen. Aus diesemGrund konzentriert sich die Analyse auf diejenigen Artikel in beiden Medien, die implizit oder explizit die Tendenz zu einer Meinung ausdrücken, um zu ermitteln, ob der SPIEGEL in der Sprachverfallsdebatte eine klare Position bezieht und welche dies ist.