Pr parative Anorganische Chemie

Bok av Horstmar Hecht
Eines der wichtigsten Ziele des anorganischen Ausbildungsganges besteht in der Vermittlung einer moeglichst ausgedehnten und umfassenden Stoffkenntnis. Innerhalb dieser Zielsetzung bleibt der bisher in den Vordergrund geruckten ana- lytischen Chemie weiterhin eine grosse Rolle vorbehalten. Sie erzieht den Lernen- den zu sauberem, exaktem Arbeiten und gibt ihm selbst wie auch dem Lehrenden eine einfache Kontrollmoeglichkeit, inwieweit Verstandnis fur die typische Reaktions- weise der einzelnen Verbindungen und Beherrschung des rein Handwerklichen von Stufe zu Stufe wirklich erreicht ist. Die Analyse ist also mehr Mittel zum Zweck geworden, und zwar nicht nur aus didaktischen Grunden, sondern ebenso sehr auf Grund der Tatsache, dass die in der Praxis angewandten Verfahren des Nachweises und der Bestimmung seit der Entwicklung physikalischer und mikrochemischer Methoden vielfach ganz andere sind als die vom Anfanger geubten. . Im Einklang mit dieser Entwicklung steht jedoch auch eine wesentlich starkere Betonung des praparativen Arbeitens schon wahrend der "anorganischen" Se- mester. Kein Student sollte heute zum organischen Praktikum ubergehen, ohne eine Anzahl schwierigerer anorganischer Praparate angefertigt zu haben. Die Zeit, da die anorganische Chemie als abgeschlossene Wissenschaft erschien, ist voruber, und nichts bringt dies dem Studierenden besser zum Bewusstsein, als die Beschaf- tigung mit Praparaten, die ihn einerseits mit der oft recht subtilen modernen Ex- perimentaltechnik bekannt macht, anderseits mit Stoffklassen, die von der ana- lytischen Chemie kaum beruhrt werden, wie Saurehalogenide, Carbonyle usw.