Hygiene in Krankenhaus Und Praxis

Bok av Ernst G Beck
Krankenhaus-und Praxishygiene ist Praventiv-Medizin mit der Aufgabe Kranken- haus-bzw. Praxisinfektionen zu verhindem. Infektioser sowie nichtinfektioser Hos- pitalismus als Komplikation des Heilungsverlaufes sind seit dem Bestehen von Krankenhausem bekannt. Prototypen des klassischen infektiosen Hospitalismus in der vorbakteriologischen Ara waren der Gasbrand, das Kindbettfieber, die Wund- rose und der Wundstarrkrampf. Durch die Entdeckung der Erreger, ihrer Ubertra- gungsweise und der Erkennung von Kreuzinfektionen sowie den sich daraus entwik- kelnden Methoden der Hygiene sind seit jener Zeit entscheidende Erfolge erzielt worden. Die Art der Krankenhausinfektionen und das Keimspektrum haben sich al- lerdings verlagert. Der eigentliche Beginn des modemen infektiosen Hospitalismus fallt mit dem Zeitpunkt zusammen, der auch als Beginn der Antibiotika-Ara bezeich- net wird. Das Vertrauen in die umfassende Wirksamkeit dieser Mittel war so groB, daB die bis dahin mit Selbstverstandlichkeit angewandten Methoden der Hygiene vemachlassigt wurden. Die Folgen dieser Fehleinschatzung, die inkonsequente An- wendung von Antibiotika, war die Heranziichtung von antibiotikaresistenten Kei- men, den sogenannten Problemkeimen im Krankenhaus. Damit hat sich in den letzten lahrzehnten das Erregerspektrum von Krankenhaus- z. T. erheblich gewandelt. Zunehmend werden schwerste Infektionen von infektionen Keimen verursacht, die friiher als apathogen galten. Neben dem Erregerwechsel sind "neue" Keime als Erreger von Krankenhausinfektionen aufgetreten. Griinde fUr die- se Veranderung sind neben der Selektion durch Antibiotika eingreifendere und lan- gerdauemde medikotechnische MaBnahmen auch bei immunsupprimierten Patien- ten. Uberhaupt spielt der Risikopatient, dessen lokale und allgemeine Infektions- abwehr durch Alter, Grundleiden oder Therapiefolgen eingeschrankt sind, sowie die Risikobereiche im Krankenhaus, in denen ihre Behandlung erfolgt, eine zunehmend groBe Rolle.