Psychiatrische Perspektiven : Eine methodologische Einführung

Bok av Paul R McHugh
stematiker apostrophiert, deren Leistungen bestenfalls als uberholt angese- hen werden, nicht selten jedoch auch als Hemmschuh fur die neuen Seh- weisen einer psychodynamischen Psychiatrie mit tiefen psychologischen Theorien, Lehranalysen, Selbsterfahrungsgruppen u. a. m. Unberucksichtigt bleibt dabei meist, dass viele der neuen Lehren trotz der Betonung von Be- griffen wie "Seele" oder "psychisch" im Grunde nur maskierte Formen einer modischen identitatstheoretischen Philosophie materialistischer Couleur darstellen (Koehler 1984). Gewiss ist gegen eine psychodynamische Ausbildung des psychiatri- schen Nachwuchses wenig einzuwenden, sofern eine Verabsolutierung des gewahlten Standpunktes vermieden wird. Leider stellen die zweifellos erfor- derlichen tiefen psychologischen Aspekte noch keinen selbstverstandlichen Teil einer integralen psychiatrischen Ausbildung an den deutschen Klini- ken dar, in denen der junge Assistenzarzt sein diagnostisches und therapeu- tisches Wissen erwirbt (Mombour 1984). Deshalb sieht er sich fast uberall gezwungen, unter zum Teil erheblichen Schwierigkeiten seinen Zusatztitel fur Psychotherapie "ausser Haus" zu erwerben. Dessen schwere Zugang- lichkeit, die vor allem institutionell bedingt ist, mag zur Tendenz beitragen, dass die psychodynamische Sehweise eine herausgehobene Position erhalt und in der Vorstellung gerade der psychiatrischen Anfanger leicht zum do- minierenden Denkansatz gerat.