Andalusien - Ein Modell F r Den Interreligi sen Dialog?

Bok av Martin Bauschke
Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: Fast 800 Jahre lang, so der Mythos, gab es in Spanien unter islamischer Oberherrschaft eine relativ friedliche, tolerante und vor allem kulturschpferische convivencia von Juden, Christen und Muslimen. Sie nahm ihren Anfang im Jahre 710, als die ersten Araber von Nordafrika aus sdspanischen Boden betraten und bald darauf in Crdoba ein Kalifat etablierten, das 300 Jahre dauerte und eine der schnsten Moscheen der Welt hervorbrachte, die man noch heute besichtigen kann. Der Lebensstandard, die Bildung, die Kunst, die Musik, die stdtische Infrastruktur, die Wissenschaft, die Philosophie, Medizin und Astronomie waren in dieser Zeit nirgendwo in ganz Europa so hoch entwickelt wie in Andalusien. In der zweiten Hlfte des 20. Jahrhunderts ist dieses Andalusien zu einer Art Gegenmythos zu Jerusalem geworden. Gilt die Heilige Stadt und der Nahe Osten insgesamt als ein Ort, als eine Region permanenter Streitigkeiten und Kriege zwischen Juden, Christen und Muslime, so avancierte Andalusien zum Hort einer einmaligen und vorbildlichen Symbiose dieser drei Glaubensrichtungen. Verehrer und Verfechter dieses Mythos finden sich bei Musikern (Musikgruppe VOX, Daniel Barenboim und sein West-stliches Divan Orchester), Dichtern (Heine, Rilke, Federico Garca Lorca, der 1936 in Crdoba geb. Antonio Gala: Die Handschrift von Granada) und Wissenschaftlern: vom Islamkundler und Theologen William Montgomery Watt (gest. 2006) ber den Politologen Claus Leggewie (Alhambra - Der Islam im Westen 1993) bis zu den Romanisten Mara Rosa Menocal (Die Palme im Westen 2003) und Georg Bossong (2005, 2007). Andalusien" oder Alhambra" ist heute ein Symbol, eine Marke, ein Inbegriff fr Kulturverstndigung, die Harmonie zwischen den Religionen. Die Frage ist: taugt Andalusien als Modell fr die Begegnung der Religionen heute?