Distanziert. Nah : Der fremdgestellte Blick auf Geschichtliches im Kino

Bok av Sandra Folie
Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1, Universitt Wien (Theater-, Film- und Medienwissenschaft), Veranstaltung: Ring VO Kritische Theorie, sthetik, Gesellschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Als Kind mochte ich das Knistern des Fernsehbildschirms, wenn ich ganz nah daran vorbei-ging, wie dnne Haarstrhnen daran kleben blieben und es beim Loslsen derer in den Finger-spitzen kribbelte. Dabei stand ich so direkt vor dem Bild, dass es komplett verschwand, sich in kleine Punkte, schummrige Farbkleckse verwandelte und nicht mehr im Geringsten an das Programm erinnerte, welches gerade lief, aber doch auch eine Art Faszination auf mich aus-bte. Lange genug, mit weit aufgesperrten Augen, vor dem Fernsehschirm stehend, zerlegt sich einem/r das Bild, zumindest an hell unterlegten Stellen, in unzhlige, senkrecht verlau-fende Streifen, die in Regenbogenfarben leuchten. Der Genuss dieser Entdeckung whrte aber nicht mehr allzu lange, da meine Augen sich bald weigerten, diese Art des Fernsehens zu dul-den. Nun ist es keine neue Erkenntnis, nichts berraschendes, dass ein wenig Distanz oft nottut, um klar sehen zu knnen. Je nher wir uns an etwas dran befinden, egal, ob es sich um Bilder, andere Objekte, Personen, Situationen oder gar das eigene Befinden handelt, desto verzerrter scheint es oft zu sein. So leicht feststellbar, wie als Kind, das zu nah vor dem Fernseher steht, ist dies aber meistens nicht, weil es sich auch nur in den seltensten Fllen um eine physische Nhe handelt, die krperlichen Schmerz verursacht. Dass etwas Abstand hilfreich sein kann, bleibt einem/r oft verschlossen - nicht zuletzt, weil das Nah-Sein, die Involviertheit, eine ge-wisse Einfhlung ganz automatisch da sind. Das trifft auch auf die Wahrnehmung von Filmen zu, denen zumeist ein schematisiertes Formgut zugrundeliegt, das uns durch die permanente Wiederholung von Bekanntem einlullt, hineinzieht und nur mehr ungern herauslsst. Der Frage, wie Vertrautes so angeblickt