Die politischen Beziehungen zwischen Rom und dem Markomannenreich unter Marbod

Bok av Andreas Thum
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Altertum, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Schon bei seiner ersten Erwähnung des Markomannenherrschers Marbod lässt Velleius Paterculus keinen Zweifel daran, dass es sich bei diesem um eine bemerkenswerte Persönlichkeit handeln müsse: "Nulla festinatio huius viri mentionem transgredi debet. Maroboduus, genere nobilis, corpore praevalens, animo ferox, natione magis quam ratione barbarus [...]." Anerkennende Worte für Marbod sind in den antiken Quellen kein Einzelfall. In einer Senatsrede soll Tiberius den germanischen König - freilich erst nach dessen Sturz imJahre 19 n. Chr. - mit Philipp II., Pyrrhus und Antiochos III. verglichen haben. Beide Aussagen müssen natürlich in ihrem jeweiligen Kontext betrachtet werden. Wie ein Vergleich der oben zitierten Passage mit Velleius' Beschreibung des Cheruskers Arminiuszeigt, bedient sich der Autor bei der Darstellung Marbods gängiger Topoi. Ein Germane, der Rom potentiell gefährlich werden könne, müsse nun einmal mehr sein als ein gewöhnlicher Germane. Als umso größer sei daher Roms Leistung anzusehen, den Markomannenkönigletztlich überwunden zu haben. Die Rede des Tiberius weist in eine ähnliche Richtung: Getreu dem Motto "Viel Feind, viel Ehr" stellt er Marbod in eine Reihe mit großen Feldherren vergangener Tage, nur um im gleichen Atemzug zu betonen, dass es ihm, Tiberius, gelungen sei, diesen Marbod zu Fall zu bringen. Trotz allem sollten die rhetorischen Stilmittel nicht über die Tatsache hinwegtäuschen,dass Marbod in der damaligen Zeit eine Sonderstellung einnahm: Bis 9 n. Chr. ist er der einzige Germane der augusteischen Zeit, der in den griechisch-römischen Quellen namentlich genannt wird. Das von ihm errichtete Markomannenreich stand in den Jahren vor derVarusschlacht im Mittelpunkt der römischen Germanienpolitik. Ehrliche Anerkennung und argwöhnische Ablehnung - die antiken Quellen offenbaren die ambivalente Haltung, die Rom dem "mysteriösen Phänomen" Marbod entgegenbrachte. Die vorliegende Arbeit will sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen.