Analyse und Interpretation Heinrich von Kleists Der Findling

Bok av Anonym
Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Literaturgeschichte, Epochen, Note: 2,3, Heinrich-Heine-Universitt Dsseldorf (Philosophische Fakultt), Veranstaltung: Heinrich von Kleist, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Verlauf der Handlung in Heinrich von Kleists Novelle Der Findling" drfte bei den meisten Lesern zunchst fr einen Schock sorgen. Anstatt sich sei- nen Adoptiveltern gegenber loyal und dankbar zu zeigen, sorgt die Hauptfi- gur Nicolo innerhalb der Familie Piachi so lange fr Tod und Verzweiflung, bis am Ende nur noch der ,alte Piachi' lebt und schlielich einen Mord begeht, wofr er die Todesstrafe erhlt. Fhlt man sich also am Ende der Novelle, wenn dieser seinen Sohn umbringt und sich von der Kirche abwendet, eher mit ihm verbunden, so ist dies nicht weiter verwunderlich. Doch was passiert, wenn man den Text anschlieend mit etwas Abstand nochmals genauer liest? Bleibt der Eindruck, dass nur Nicolo die Schuld am Handlungsverlauf trgt, oder trifft die Familienmitglieder der Piachis gar ein gewisser Grad der Mitschuld? Lange Zeit war nicht zuletzt der auktoriale Erzhler selbst das Problem, wel- ches bei den Interpretationsanstzen der Rezipienten fr Verwirrung sorgte. Die Erzhlweise, welche die Novelle vor allem als Bewhrungsprobe der gu- ten Piachis vor dem Wirken des absolut Bsen"1, vertreten durch Adoptiv- sohn Nicolo, darzustellen schien, erschwerte es lange Zeit, den Kern der No- velle aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Erst als in den siebziger Jahren Einigkeit darber herrschte, dass Der Find- ling" obgleich der Meinung, dass es ein sehr frhes, daher unausgereiftes Werk Kleists gewesen sein muss, historisch korrekt eingeordnet werden konnte, und auf Kleists Todesjahr 1811 datiert wurde, begann man, den Text ,anders' zu lesen. Fragen nach der Bsartigkeit Piachis, der Bedeutung der Kirche im Findling, der Mitschuld der Kirche am tragischen Ende und das kri- tische Betrachtung vergangener Textauslegungen fh