Fassbinders 'welt Am Draht Und Das Ende Der Realit t

Bok av Karsten Tischer
Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Universitt Erfurt (Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Fiktion und Mgliche Welten, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit dem Einsetzen des Denkens trat der Homo Sapiens seinen Siegeszug an. Er machte sich die Welt untertan, bemerkte jedoch schnell seine eigenen Grenzen. Mit der geistigen Erleuchtung wurde man sich nicht nur der Dunkelheit des eigenen Todes gewahr, sondern der generellen Fragwrdigkeit des eigenen Seins. Die scheinbare Konstante Realitt' erwies sich als fragile Konstruktion der eigenen Wahrnehmung, die sich nicht nur immer wieder neu im Laufe der Menschheitsgeschichte vernderte, sondern auch innerhalb eines jeden selbst Vernderungen unterworfen ist. Wie kann man sich des eigenen Ichs sicher sein, wenn das eigene Bewusstsein ein immaterielles, nicht greifbares Nichts ist?2 Fr Fred Stiller, dem Helden in Rainer Werner Fassbinders Science-Fiction-Film Welt am Draht (1973), stellt sich jene Frage anfangs nicht. Fr ihn ergibt seine Welt eine stimmige Einheit. Doch dieses Konstrukt zerbricht schlielich und damit auch Stiller. Er erkennt den Schein des Seins und wird zum Welten Wanderer"3. [...] 2 Die [alten] Inder und [...] Griechen billigten dem Individuum keine wahre Realitt zu." (Giorgio Colli: Nach Nietzsche. FfM: Europische Verlagsanstalt 1980 (= Europische Bibliothek 4), S. 108) So unterschied man im antiken Griechenland zwischen zo' (dem Leben allgemein, das alle Lebewesen auszeichnet) sowie bos' (Art und Weise des Lebens, z.B. das politische Leben). (Vgl. Giorgio Agamben: Homo sacer. Die souverne Macht und das nackte Leben. FfM: Suhrkamp 2002 (= Erbschaft unserer Zeit. Vortrge ber den Wissensstand der Epoche 16), S. 11, 18, 77). 3 Hans J. Wulff: Welten Wanderer Welten. Mgliche Welten im Kino. www.derwulff.de/files/2-130.pdf (10.3.2011).