Das Lever unter Ludwig XIV. - ein Herrschaftsinstrument von wem und fur wen?

Bok av Franziska Wamann
Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte - Sonstiges, Note: 2,0, Martin-Luther-Universitt Halle-Wittenberg (Geschichte), Veranstaltung: Seminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Wrde in der heutigen Zeit jemand auf die Idee kommen, sich um die Gunst zu streiten, Frau Merkel morgens das Handtuch reichen zu drfen, nachdem sie sich das Gesicht gewaschen hat? Sicher nicht, dies wrde als grobes Eindringen in die intimste Privatsphre empfunden werden. Umso befremdlicher erscheint es, dass sich um genau solche und hnliche Vorrechte vor etwas mehr als 300 Jahren Herzge und Frsten am Hofe Ludwigs XIV. von Frankreich regelrecht rissen. Diese zur Zeremonie erhobenen Handlungen waren unter dem Begriff Lever (zu Deutsch: das Aufstehen) bekannt. Nun knnte man sich dazu verleiten lassen, das Lever als ein Phnomen eines hochgezchteten Hoflebens abzutun. Doch das wre eine allzu eindimensionale Abhandlung des Themas. Man darf nicht vergessen, dass es keine Erfindung des Sonnenknigs" war. Sich als Knig von hohen Adeligen bei tglich wiederkehrenden Handlungen des Alltags bedienen zu lassen, verfgte bereits zu seiner Zeit ber eine lange Tradition - nicht nur im franzsischen Knigshaus. Hinter dem allmorgendlich stattfindenden Ritual um das sich Erheben des Knigs von der Nachtruhe steckt mehr als die aus heutiger Sicht oftmals befremdlich ffentliche Selbstinszenierung sogenannter absolutistischer Herrscher. Die Forschung hat das Ritual des Lever lange stiefmtterlich behandelt. Norbert Elias Werk Die hfische Gesellschaft", verffentlicht 1969, gab erstmals eine vertiefende Interpretation zu unter anderem diesem Thema ab. Er geht davon aus, dass der Knig seinen Hof durch von ihm genau berechnete Gunstzuweisungen oder deren Entzug unter Kontrolle brachte, um eine maximale Einflussnahme zu erreichen und die Machtbalance zu seinen Gunsten ausschlagen zu lassen. Dem Adel bescheinigt er weitgehende Hilflosigkeit gegenber dem Monarchen. Elias unterstellt