Reisen als adlige Erziehungspraktik im England des 16. Jahrhunderts

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Lnder - Mittelalter, Frhe Neuzeit, Note: 1,3, Carl von Ossietzky Universitt Oldenburg (Institut fr Geschichte), Veranstaltung: Geschichte der Frhen Neuzeit, Sprache: Deutsch, Abstract: "Your purpose is, being a Gentleman born, to furnish yourself with the knowledge of such things as may be serviceable to your country and fit for your calling." Diesen mahnenden Ratschlag schrieb der englische Adlige Sir Philip Sidney an seinen, sich momentan auf seiner Kavalierstour durch Europa befindenden jngeren Bruder Robert Sidney. Das Zitat illustriert eindringlich, welchem bergeordneten Zweck die Reise des Bruders dienen sollte und was auf ihr primr erlernt werden musste. Als Mitglied des Adelsstandes sollte der junge Robert Sidney durch und auf seiner Reise hauptschlich fr seine zuknftige Karriere bei Hofe ausgebildet werden. Um den fr ihn von Geburt an vorgezeichneten Lebensweg erfolgreich beschreiten zu knnen, war es notwendig, die Fhigkeiten und Fertigkeiten eines Hflings und Staatsmannes zu erwerben. Robert Sidney sollte seine Reise dazu nutzen, um sich auf sein calling", seine Berufung, nmlich seinen zuknftigen Dienst am elisabethanischen Knigshof vorzubereiten und sich fr diese Rolle passend" zu machen. Diese, in der Forschungsliteratur meistens unter dem Terminus Grand Tour" subsumierte, spezielle Praktik der mnnlichen Adelserziehung stellte im 16. Jahrhundert keineswegs ein Spezifikum des englischen Adels dar. Sie war, ganz im Gegensatz dazu, in der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert eine europaweit verbreitete kulturelle Erziehungspraxis und wesentlicher Bestandteil der Ausbildung des wohlhabenden europischen Adels. Paravicini bezeichnet den Grand Tour der Frhen Neuzeit gar als ein gesamteuropisches Kulturmuster". Hervorgegangen war der Grand Tour aus der Tradition der sptmittelalterlichen Adelsreise, die allerdings in erster Linie dem Erwerb von militrisch