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Die Theodizeefrage im Expressionismus erlautert anhand von Alfred Liechtensteins Die funf Marienlieder des Kuno Kohn
Bok av Vicky Boever
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Université du Luxembourg, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Expressionismus existiert ",als Sammelbezeichnung für eine spezifische Strömung", da es keine präzisen Merkmale und keine all-werk-umfassende Definition gibt. 1910 bis 1920 prägen über 300 Autoren diese Bewegung und sorgen für eine Variabilität an Werken und Merkmalen, die eine einheitliches Programm nicht zu lassen. Es lässt sich lediglich durch die Unterscheidung von den Vor- und Nachprägern eine Richtlinie erahnen. Um die Jahrhundertwende von 1900 kreisen neben dem Expressionismus mehrere Strömungen: Impressionismus, Symbolismus, Jugendstil, Neuromantik, Neuklassik, Naturalismus, Realismus und décadence. Diese Tendenzen wirken gleichzeitig oder folgen zumindest unmittelbar aufeinander.Das Deutschland des späten 19. Jahrhunderts vollzieht einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung und erlebt die Wende von einer manuell geprägten Agrargesellschaft zu einer modernen Industrienation. Die aufkommende Wichtigkeit der Großstädte und der Industrie bedeutet die Entindividualisierung und das Gefühl von Nutzlosigkeit für die Menschen. Der radikale Zerfall von gewohnten Lebensrhythmen durch die Mechanisierung bedeutet eine Entwurzelung für den Menschen. Des Weiteren wird die Religion durch die Industrie von ihrer gesellschaftlichen Machtposition entthront, was einen weiteren Bruch in der menschlichen Ordnung bedeutet. Mit der Infragestellung Gottes als Zentrum und Bindeglied für die Menschheit wird auch die Entität allen Seins in Frage gestellt. Diese Stimmung von Ich-Zerfall und Unruhe durch Ordnungsbruch wird durch historische Begebenheiten gestützt und verstärkt. Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs erschüttern 1914 - 1918 die europäischen Länder und die anfängliche Kriegseuphorie erstickt in der Erkenntnis der Grausamkeit über die Kriegsführung und die unzähligen Opfer. Diese erlebte Erbarmungslosigkeit weckt bei den Menschen den Glauben an eine Apokalypse, welcher durch die Erinnerung an die Naturkatastrophe des Halley'schen Kometen 1910 gestärkt wird.