Lyrik ALS Sprache Unserer Zeit? Paul Celans Gedichtb nde : 404. Sitzung Am 15. Oktober 1997 in D sseldorf

Bok av Otto Poggeler
Das Verhltnis der Politik zur Kunst und speziell zur Dichtung ist immer schwierig gewesen. Das zeigt etwa die Beziehung der rmischen Kaiser zu den Dichtern. Der preuische Knig Friedrich Wilhelm III. war in seiner Nchternheit eher indigniert, als Novalis in des Knigs Ehe die Einigkeit im Staat vorgebildet sehen wollte. Konnten "Poeten" die Herrschenden hin weisen auf die wirkenden Mchte oder waren sie nicht umgekehrt deren Weisungen unterworfen? In unserem, dem zwanzigsten Jahrhundert prgte sich unauslschlich ein, wie totalitre Staaten Kunst und Poesie zu gngeln und zu manipulieren suchten. Die Revolution in Ruland war zuerst begleitet durch eine neue Dichtung und Kunst; doch deren Freiheit wurde bald brutal unterdrckt. Mit dem Nationalsozialismus verband sich die Vertreibung der fhrenden Dichter und Knstler und schlielich gar ein neuer Bildersturm. Die einstige DDR hatte einen Arbeitersohn wie Reiner Kunze direkt zum Dichter ausgebildet; er hat in der Tat in seinen Anfngen seinem Staat in erschreckenden Versen gehuldigt. Die Lyrik verlangt aber ein spontanes Sprechen; als dieses sich meldete, blieb dem Staat nur die Mglichkeit, seinen Dichter aus dem Lande hinauszuwerfen. Das war dann wieder die alte Geschichte. Wenn die Demokratien die Teilung der Gewalten ausbauen, knnen sie auch Politik und Kunst trennen, also den Knsten ihren eigenen Spielraum lassen.