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Vergleichende Bestimmungen des Schmelzpunktes an synthetischen Faserstoffen
Bok av Werner Bubser
Mit dem Ausdruck Schmelzpunkt verbindet man bekanntlich die Vorstellung, da eine Substanz bei einer genau definierten Temperatur aus dem festen in den flussigen Zustand ubergeht. In dieser Form hat der Begriff Schmelzpunkt jedoch nur fur einheitliche kristalline niedermolekulare Verbindungen Gultigkeit. Hochpolymere, wie z. B. Polyamide, Polyurethane, Polyester, Polyathylen, haben keinen Schmelzpunkt im ursprunglichen Sinne des Wortes; denn sie schmelzen nicht bei einer scharf definierten Temperatur, sondern innerhalb eines SchJllelz- bereiches, der von Fall zu Fall verschieden ausgepragt ist. Wenn im normalen Sprachgebrauch bei Hochpolymeren dennoch der Begriff Schmelzpunkt gebraucht wird, so ist man ubereingekommen, darunter die- jenige Temperatur zu verstehen, bei der die letzten Kristallite geschmolzen sind und daher die Doppelbrechung verschwindet [1], [2]. Wahrend bei niedermolekularen Verbindungen ein unscharfer Schmelzpunkt in der Regel auf Verunreinigungen zuruckzufuhren ist, liegen die Ursachen bei den Hochpolymeren tiefer, vorausgesetzt, da niedermolekulare Anteile, z. B. mono- meres oder dimeres Caprolactam, entfernt sind, was ja im allgemeinen der Fall ist. Das besondere Verhalten der Hochpolymeren liegt vielmehr in ihrer Zweiphasen- struktur begrundet, nach der diese Stoffe aus kristallinen und nichtkristallinen Bereichen aufgebaut sind. Die Abhangigkeit des Schmelzpunktes von der Kettenlange bei einer homologen Reihe (z.B. unverzweigte Paraffin-Kohlenwasserstoffe) ist bekannt und zeigt folgendes Bild [1]: Bei niederem Polymerisationsgrad nimmt der Schmelzpunkt zunachst rasch mit der Kettenlange zu. Die Verbindungen sind kristallin, schmelzen scharf bei einer bestimmten Temperatur zu einer leicht beweglichen Flussigkeit.