Psychoanalysen, die ihre Zeit brauchen : Zwolf klinische Darstellungen

Bok av Peter Wegner
Wieviel Zeit brauchen Psychoanalysen bzw. analytische Psychotherapien? Diese Frage ist mit wenigen Worten nicht zu beantworten. Sicher ist nur, da der Zeitbe- darf fur psychotherapeutische Behandlungen von Patient zu Patient unterschied- lich ist. Das Spektrum psychoanalytisch orientierter Einzeltherapien reicht von Krisen- interventionen und Beratungen (wenige Stunden) uber Fokaltherapien bzw. Kurz- zeitpsychotherapien (etwa 25 Stunden), tiefenpsychologisch fundierte Psychothe- rapien (50 - 100 Stunden), bis zu analytischen Psychotherapien, die uber mehrere Jahre dauern konnen. Wie die Indikation fur die dem jeweiligen Patienten angemessene Therapie- form gestellt wird, hangt einerseits vom Patienten ab: von Art und Ausma seiner pathogenen Konflikte und ihrer Verarbeitung, naturlich auch von seinen aueren Lebensumstanden. Die Indikation ist aber auch vom Therapeuten abhangig: von seiner theoretischen Ausrichtung, seinen personlichen Erfahrungen und Moglich- keiten sowie seiner Fahigkeit und Bereitschaft, sich u.U. auch auf langdauernde und emotional belastende Behandlungen einzulassen. Zu den aueren Bedingungen der Indikationsstellung, der Einschatzung der Prognose und der Dauer analytischer Psychotherapien gehoren in Deutschland in der Regel auch die Psychotherapie-Richtlinien der gesetzlichen Krankenversiche- rungen. Die Richtlinien haben fur analytische Psychotherapien eine prinzipiell flexible, in der Praxis aber rigide gehandhabte Obergrenze von 300 Stunden fest- gelegt. Diese Obergrenze wurde von vielen Psychotherapeuten seit Einfuhrung der Psychotherapie in die kassenarztliche Versorgung 1967 auch dadurch respektiert, da sie ihre Indikationsstellungen und ihre Behandlungen an ihr orientierten.