Errettung der äußeren Wirklichkeit und Kampf gegen das denkende Subjekt. Wechselbeziehungen von Film, Zuschauer und Wirklichkeit bei Kracauer und Adorno

Bok av Johanna Bialek
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts / Gegenwart, Note: 1,0, Technische Universität Dresden (Philosophie), Veranstaltung: Philosophie des Film, Sprache: Deutsch, Abstract: Aus dem Kino heraus an die frische Luft zu treten ist nicht selten, so wie aus einem tiefen Traum, aus einer anderen Welt, aufzuwachen. Man kommt von woanders, hat etwas erlebt, eine Erfahrung gemacht, die vielleicht irgendetwas ändern wird. Der Film zeigt seinen Zuschauern eine Welt, wahrscheinlich die Wirklichkeit, auf eine Art, durch welche diese ihre Umgebung neu interpretieren. Je nach Betrachtung und Form des Films wurde dieser Wirkung auf die Zuschauenden und damit auf die Wirklichkeit, ganz unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben. So beschreibt Siegfried Kracauer in der Theorie des Films die Möglichkeit zur Errettung der äußeren Wirklichkeit, wie auch der Untertitel seines Buches heißt, durch die Eigenschaften des Mediums Film. Dem entgegen konstatiert Theodor W. Adorno in seinem Aufsatz zur Kulturindustrie, die Verkümmerung des menschlichen Geistes durch die Unterhaltungsbranche.So unterschiedlich die Ergebnisse der Untersuchungen Kracauers und Adornos auch sein mögen, so ähneln sich doch einige ihrer Annahmen. So wird während der Analyse der Reziprozität von Film, Zuschauenden und Wirklichkeit nicht nur klar, dass die Erfahrung im Kino die Fähigkeit zur Veränderung der Realität hat, sondern auch wie es um die Gesellschaft steht. Denn, erfunden für die Zwecke der Wissenschaft, entwickelte sich der Film schnell von einer reinen Dokumentation des Alltagslebens über die Darstellung einer künstlerischen Phantasie hin zur Erzählung einer vom Alltag inspirierten Story, welche zu konsumieren eines der Hauptamüsements und damit maßgeblicher Bestandteil der Gesellschaft und der Gesellschaftsordnung der 1920er Jahre wurde. So schließt sich der Kreis und der Film, der die Zuschauenden und dadurch die Wirklichkeit beeinflusst, wird nun wiederum geprägt von den Mechanismen der Gesellschaft.Vor allem interessant an diesen Wechselwirkungen ist die jeweilige Einschätzung dieser seitens Adorno und Kracauer. Denn obwohl sie das gegenseitige Einflussvermögen von Film, Zuschauenden und Wirklichkeit in manchen Teilen sehr ähnlich beurteilen, kommen sie doch zu zwei sehr unterschiedlichen, einer zu einer pessimistischen der andere zu einer optimistischen, Wertung der Fähigkeit des Films, die Zukunft der Gesellschaft zu verändern.