Buen Vivir als lateinamerikanische Utopie? Grundlagen und handlungspraktische Bedeutung

Bok av Anonym
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,7, , Sprache: Deutsch, Abstract: Im Folgenden soll das Konzept des Buen Vivir vorgestellt, dessen Grundlagen herausgearbeitet, dabei die im Andenraum verbreiteten indigenen Weltvorstellungen mit einbezogen, sowie dessen dekoloniale Wirkung berücksichtigt werden. Im Anschluss wird der handlungspraktische Beitrag in Form konkreter politischer Manifestationen, welcher sich in den Verfassungen Boliviens und Ecuadors ausdrückt, beleuchtet. Bevor ich ein paar abschließende Worte finde, werde ich hierzu die Rolle der Natur in den Verfassungen, das Konzept der plurikulturellen Nation, sowie die Grundlagen der Ökonomie in den Blick nehmen.Wirtschaftwachstum und technologischer Fortschritt scheinen endlich und nicht unbegrenzt zur Verfügung stehende Ressourcen zeigen Grenzen auf. Doch seit den 80er Jahren scheint der Vormarsch des Neoliberalismus und das damit verbundene Wachstumsparadigma als alternativlos. Trotz ernstzunehmender Kritik, man denke an den 1972 veröffentlichten Bericht des Club of Rome und die generelle Einigkeit über eine bevorstehenden Krise, beinhaltet neoliberales Wirtschaften weiterhin kaum Zugeständnisse an die Umwelt, ordnet die Natur dem Menschen unter und materialisiert diese im Zeichen ökonomischer Interessen. Doch wie kann eine mögliche Alternative aussehen? Müssen sich Umweltschutz und Wirtschaften ausschließen und inwieweit sind Fortschritt und Wirtschaftswachstum überhaupt Notwendigkeiten eines "guten" Lebens?Antworten hierauf sucht das in Lateinamerika entstandene Konzept des Buen Vivir. Dieser neue Diskurs versucht den Antagonismus zwischen Mensch und Natur aufzulösen und beruft sich dazu auf die Lebensphilosophie indigener Völker. Im Mittelpunkt stehen eine solidarische und gerechte Welt, Glück und ein Leben jenseits sozialer Ungerechtigkeiten. Mit Hilfe indigener Kosmovisionen und Traditionen sollen die ontologischen Überzeugungen der Moderne, sowie traditionelle Entwicklungskonzepte gebrochen und der Bezug zur Natur in den Mittelpunkt gestellt werden.