Ein Diskursanalytischer Blick Auf Die Normalit t Und Pathologisierung Von Kindlicher Entwicklung Am Beispiel Legasthenie

Bok av Isabella Wachter
Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Soziologie - Kinder und Jugend, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Soziologie), Veranstaltung: Soziologien der Kindheit, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der zunehmenden Zahl an kindlichen Entwicklungsstörungen wachsen zeitgleich eine Reihe von neuen pädagogischen und psychologischen Professionen heran, die sich dem neu entdeckten Problem sogleich annehmen. Der Diskurs und die Debatten rund um die kindliche Entwicklung sind nicht nur auf einem gefühlten Höhepunkt angelangt. Noch nie zuvor gab es ein derartiges Angebot an Spezialisten, das mit den verschiedenen Problemen, die mit kindlicher Entwicklung einher zu gehen scheinen, betraut wird. Ist eine normale Kindheit von heute noch dieselbe, wie Jahrzehnte zuvor? All diese Entwicklungen lassen den Verdacht aufkommen, dass dem nicht so sein kann. Kaum ein Kind leidet heutzutage nicht an irgendwelchen Entwicklungsdefiziten, braucht keine Unterstützung von Experten, um in seiner Entwicklung nicht auf die "schiefe Bahn" zu geraten. Doch dieser Blick und die Beurteilung dessen, was heutzutage als normale Kindheit angesehen wird, ist historisch gesehen neu. Was in Bezug auf kindliche Entwicklung als normal gilt, unterliegt immer der diskursiven Definition und unterscheidet sich daher von Epoche zu Epoche, genauso, wie die jeweils gültigen Störungskategorien, so zumindest die Annahme. Die Entdeckung der Störungskategorie "Legasthenie", als ein Beispiel von moderner Anormalität in Bezug auf die kindliche Entwicklung, kann ein Verständnis davon vermitteln, wie es zur Pathologisierung von bestimmten Aspekten von Kindheit in unserer Gesellschaft kommen kann und welche unhinterfragten Normalitätsannahmen dem zugrunde liegen. Zentral soll hierfür eine diskursanalytische Perspektive sein.