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Das inzestuöse Band zwischen Vater und Tochter in 'Die Marquise von O...' von Heinrich von Kleist : Eine psychoanalytische Annäherung
Bok av Annabell Hackfort
Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Literatur und Kultur | Seminar: Einführung in die Erzählanalyse, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Novelle "Die Marquise von O..." von Heinrich von Kleist aus dem Jahr 1808 wird stetig kontrovers auf unterschiedlichsten Ebenen diskutiert. Gerade durch die Leerstellen Kleists sind seine Werke noch heute schwer zugänglich und interpretationsfähig, da sie einen großen Spielraum für die Kreativität des Lesers lassen. Eine solche Leerstelle, die vermeintliche Inzestszene der Marquise von O... mit ihrem Vater, dem Kommandanten der Zitadelle von M..., gerät fortwährend in literarische Gespräche und Diskussionen, da nicht klar ist, ob und weshalb die Inzestszene als solche bezeichnet werden sollte oder nicht. Mithilfe der Figurenanalyse nach der psychoanalytischen Literaturwissenschaft soll erarbeitet werden, inwieweit man "Die Marquise von O..." als inzestbeinhaltende Novelle lesen kann.
Doch wieso sollte man die Psychoanalyse nun gerade für die Deutung eines solchen literarischen Werkes nutzen? Diese Frage ist berechtigt, wenn die Anwendung von Freuds Psychoanalyse doch schwierig und abstrakt gesehen werden kann. Eine Erklärung wäre die Tatsache, dass Literatur immer ein Ergebnis psychischer Aktivitäten darstellt und somit durch die Psychoanalyse rückentschlüsselt werden kann. Damit ist die Literatur als "kontrollierte und reflektierte Bewusstmachung unbewusster Rezeptionsprozesse zu begründen", was bedeutet, dass hinter dem Text des Autors eine psychische Produktion "bestimmter gesellschaftlich[er], historisch-kulturelle[r]" Einflüsse steht, die sich auf das Werk und die damit verbundene Interpretation auswirkt.
Im Hinblick auf die literaturwissenschaftliche Anwendung der Psychoanalyse nach Freud sind sowohl das Seelenmodell als auch die Traumdeutung, inhaltlich verknüpft in dem Unbewussten, unabdingbar. Nur durch die Betrachtung des Unbewussten wird es möglich, das Verhalten von Figuren zu interpretieren und zu analysieren, um so den Text hinter dem Text lesen und verstehen zu können. Es wird versucht, unbewusste Prozesse aufzudecken und analytisch für die Gesamtheit des Werkes anzuwenden. Dabei wird bewusst auf die psychoanalytische Anwendung bezüglich des Autors und seines isolierten Textes verzichtet, jedoch die Sprache hinter den Handlungen der Figuren analysiert.