Das Grabmal des ersten Herzog der Steiermark : Zu Ikonographie, architektonischem Kontext und Rezeption des Otokar-Grabmals aus der ehemaligen Kartause Seitz

Bok av Polona Vidmar
Für den letzten Spross der steirischen Otakare wurde um 1220 in der Kartause Seitz im heutigen Slowenien ein prächtiges Hochgrab errichtet, das in den südöstlichen Ländern des ehemaligen römisch-deutschen Reiches ohne Beispiel sein dürfte. Die damals modernsten Grabmäler Frankreichs und Deutschlands lieferten die Vorbilder für die auf der Grabplatte dargestellte Figur des Verstorbenen. Doch es sind nicht nur das Alter des Grabmals und seine damit verbundene entwicklungsgeschichtliche Stellung, sondern auch die späteren Übertragungen der Grabplatte und die Rezeption des dargestellten Herzogs, die die Aufmerksamkeit von Kunsthistorikern auf sich ziehen. Das Hochgrab wechselte zweimal seinen Standort und im jeweiligen architektonischen Kontext wurden die Identität der dargestellten Figur und die Funktion desHochgrabs entsprechend uminterpretiert: Von einem für Otakar I. aufgestellten dynastischen Monument wurde es zu einem Denkmal zur Ehrung des Klosterstifters Otakar III. und seit der Barockzeit dient es schließlich als Gnadenbild zur Verehrung des heilig gesprochenen Kaisers Heinrich II. Die Studie begibt sich auf die Spuren des Auftraggebers der ursprünglichen Anlage, bietet eine Interpretation seiner Intentionen und verfolgt die Absichten jener Personen, die die Übertragungen veranlassten. Egal welche Identität sie der Figur des Dargestellten zuschrieben, sie überzeugte das jeweilige Publikum mit einer scheinbar überzeitlichen Monumentalität und einer bewegungslosen Strenge. In unserer Zeit öfter als grobschlächtig und primitiv beschrieben, vermochte die Herzogsfi gur wie kaum ein anderes Kunstwerk legendenbildend zu wirken.www.leykamverlag