Die alte und die neue Euthanasiediskussion: Totung auf wessen Verlangen?

Bok av Michael Wunder
Die Medizin des 18. und 19.Jahrhunderts verstand Euthanasie im Wortsinne des guten Sterbens - der Sterbebegleitung, wie wir heute sagen wurden. Der Sterbende sollte gut und leicht und vor allem begleitet aus dem Leben gehen. Erst am Ende des 19.Jahrhunderts setzte die moderne Debatte zur Euthanasie an, die die Totung Schwerkranker auf ihr eigenes personliches Verlangen ebenso einforderte wie die Totung von Bewusstlosen, Behinderten oder anderen Personen, die nicht oder nicht mehr fur sich sprechen konnten, deren Leben aber nicht wert sei, gelebt zu werden. Zwar wird in den heutigen Forderungen zur Legalisierung der Totung auf Verlangen und auch in den Staaten, die die Euthanasie legalisiert haben, das Totungsverlangen stets an die individuelle Willensauerung der Betroffenen gebunden. Ein genauer Blick auf die Praxis zeigt aber, dass diese Bindung oft fraglich ist und die Totung von Menschen, die sich nicht oder nicht mehr auern konnen, untrennbar mit dem Freiheitsversprechen fur diejenigen, die ihren Sterbewunsch selbstbestimmt auern konnen, verbunden ist.