Ich War 19

Bok av Dieter Gerhard
Es waren die Jahre, wo Straenbahnen noch zu den innerstdtischen Verkehrsmitteln zhlten, wo elf Zigaretten noch eine Mark kosteten, wo mit der Kugelkopf-Schreibmaschine ein Sekretrinnen-Traum in Erfllung ging und wo man als neunzehnjhriger Sprssling noch unter der Obhut der Eltern stand. Ewig wurde genervt, wo gehst du hin, was machst du, komm nicht so spt, gib nicht soviel Geld aus, sei pnktlich und widersprich nicht. Das ging einem ganz schn auf den Senkel. Gut, Eltern meinen es zwar nur gut, aber auf die Dauer macht es keinen Spa, ber jeden Mist zu diskutieren. Auch der gemeinsame Urlaub war immer doof. Man kann nichts tun, ohne das sie was mitbekommen, fhlt sich stndig beobachtet, kriegt ewig Uhrzeiten mit und kann selten mal was alleine unternehmen. Immer diese voreiligen Entscheidungen, die bertriebene Frsorge, als wenn man noch ein Kleinkind wr. Dann kam die Liebe ins Spiel, die Liebe zu einer Spanierin. Eine Fernbeziehung entstand, ein Spagat zwischen Nhe und Distanz. Doch die Unreife, die infantile Einstellung zum Leben und die verschiedenen Alltagswelten sorgten fr eine Kurzlebigkeit. Zweiundvierzig Jahre spter trifft man sich wieder und Erinnerungen an alte Zeiten werden wach, an Momente der Zrtlichkeit, die unvergesslich schn waren, an die erste Umarmung, die so intensiv war; an den ersten Kuss, wo die Gefhle verrckt spielten; an das gemeinsame lcheln, das wie eine kleine Aufmerksamkeit wirkte und an das streicheln in ruhigen verborgenen Ecken, weil kein anderer Ort zu finden war. Doch wie empfindet man heute, nach so langer Zeit?