Ringen um die Kirchenmusik : Benediktbeurer Studien

Bok av Josip Gregur
Der Cäcilianismus war eine kirchenmusikalische Reformbewegung mit liturgischem Schwerpunkt. Er entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und löste in bestimmten kirchlichen Kreisen ein förmliches Ringen um die Kirchenmusik aus. Seine Ideale waren an der Kleriker-Liturgie und historisierenden Positionen orientiert. Dadurch verloren sie, insbesondere nach dem 2. Vatikanum an Bedeutung und Wertschätzung. Bei näherem Hinsehen jedoch besticht der Cäcilianismus mit seinem Einsatz für die Liturgie. Er erweist sich im Kern als eine Bewegung mit Ansätzen, die zum Wegbereiter der Liturgischen Bewegung und damit auch des 2. Vatikanums wurden. Die vorliegende Arbeit beleuchtet zunächst die Entwicklung des Cäcilianismus in Italien. Für die deutschen Leser ist er nicht zuletzt deshalb von Interesse, weil seine Ideen 1903 in den "Kodex der Musica sacra" Pius X. Eingang fanden. Dadurch wurden sie in der ganzen römisch-katholischen Kirche verbindlich. Da die cäcilianische Reform auf deutschem Boden entstand, ergaben sich interessante Verflechtungen zwischen dem deutschen und italienischen Cäcilianismus. Die sich ergebenden Spannungen beruhten vor allem auf nationalen und konfessionellen Motiven. Im zweiten Teil des Buches wird die cäcilianische Auseinandersetzung "an der Basis" untersucht: Die Salesianer Don Boscos waren zur Zeit der Entstehung des Cäcilianismus eine junge, aufstrebende Kongregation mit ausgeprägtem kirchenmusikalischen Leben. Daher wurden sie in das Ringen um die Kirchenmusik zwangsläufig mit hineingezogen. Das zu meisternde Spannungsfeld baute sich zwischen ihrem Engagement in der Jugendpastoral und den restaurativen Ambitionen des Cäcilianismus auf.